LNG für den wachsenden Energiehunger

Eine Durststrecke bei der Energieversorgung soll angesichts der geänderten geo- und energiepolitischen Rahmenbedingungen unbedingt vermieden werden. Ein wichtiger Mosaikstein hierzu ist die forcierte Nutzung von LNG. Flüssigerdgas-Terminals schießen daher wie Pilze aus dem Boden. Europaweit gibt es aktuell 45 LNG-Terminals – über 40 befinden sich in Bau oder Planung. Die Folge: Die EU ist laut dem Europäischen Rat weltweit der größte Importeur von LNG.

LNG-Nachfrage bleibt auf Wachstumskurs
Das angelandete Flüssigerdgas stammt größtenteils aus den USA, die ihre Exportkapazitäten massiv ausgebaut haben und aktuell ausbauen, außerdem aus Katar, aus afrikanischen Ländern wie Nigeria, Algerien, Ägypten, Angola und Mosambik sowie aus Norwegen. „Insgesamt können mit den in der EU zur Verfügung stehenden Import-Terminals für LNG etwa 40 Prozent des europäischen Erdgasbedarfs gedeckt werden. Bis 2030 sollen die verfügbaren Kapazitäten von 252 Mrd. m³ auf 406 Mrd. m³ erhöht werden“, berichtet die Maritime Plattform e.V. Verheißungsvolle Aussichten für die LNG-Branche und deren Zulieferer.

Das Wachstum der LNG-Nachfrage wird auch maßgeblich von China mitgeprägt. Das Land plant, „die CO2-Emissionen im Industriesektor durch den Umstieg von Kohle auf Gas zu senken“, erläutert der LNG Outlook 2024 von Shell. Da Chinas kohlebasierter Stahlsektor mehr Emissionen verursache als die gesamte Industrie Großbritanniens, Deutschlands und der Türkei zusammen, spiele Gas „eine wesentliche Rolle bei der Bekämpfung einer der weltweit größten Quellen von CO2-Emissionen und lokaler Luftverschmutzung“. Auch Indien setzt laut Experten zunehmend auf LNG und Gas statt auf Kohle.

Anlagen für Herstellung, Lagerung und Transport
LNG-Anlagen erfahren durch die Entwicklung der vergangenen Jahre eine große Nachfrage – für die Herstellung, Lagerung und den Transport. Flüssigerdgas muss angelandet, regasifiziert und weitergeleitet werden. Die Technologie hierfür ist längst vorhanden und hat sich bewährt. So entwickelte müller quadax die Absperrklappe QUADAX Top Entry speziell für LNG-Anwendungen. „Um das Gas verflüssigt zu halten, müssen die Pipelines und die Lagertanks eine Temperatur von -162° C aushalten und entsprechend isoliert sein. Vor der Lieferung an das Versorgungsnetz wird das verflüssigte Gas dann gleichmäßig erwärmt und dadurch wieder gasförmig“, erläutert das Unternehmen. Für diese Anwendungen werden Top-Entry-Armaturen verwendet. Vorteile sind beispielsweise, dass der zentrale obere Flansch entfernt werden kann und alle internen Komponenten leicht aus dem Gehäuse entnehmbar sind.

Ventile haben Einfluss auf Sicherheit und Effizienz
Auch Emerson weiß um die Herausforderungen bei LNG. Erdgas muss für den Transport in flüssigem Zustand konstant auf Tiefsttemperatur gebracht werden, und viele Sicherheitsfaktoren werden in Bereichen implementiert. „Mit wachender globaler Nachfrage steigen Komplexität und Risiken, während Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit wichtiger denn je werden“, erklärt das Unternehmen. Die Wahl der Ventiltechnik könne einen großen Einfluss auf die Anlagensicherheit, Effizienz, Zuverlässigkeit und Wirtschaftlichkeit haben. Daher hat Emerson Lösungen speziell für den LNG-Sektor entwickelt.

So stellt Emerson automatisierte Ventile für den kryogenen Einsatz bereit, „die eine sichere, leckagefreie Absperrung bei anspruchsvollen Entladevorgängen, einschließlich Isolierung, Durchflussregelung und Notabschaltung bieten“. Das Unternehmen entwickelt Ventile, die den Kompressor vor schädlichen Überdruckereignissen schützen. Ein Einspritzkühler ermöglicht wiederum eine genaue Gastemperaturregelung unter kryogenen Bedingungen. Um Überdruckschäden an den LNG-Tanks zu vermeiden sowie den Verlust von Erdgas und die Wartungskosten zu reduzieren, hat Emerson geeignete Sicherheitsventile in seinem Portfolio. Auch die Nutzung von Digitalisierung unterstützt Prozesse im LNG-Bereich: Ein von Emerson konzipierter digitaler Ventilregler ermöglicht eine genauere Steuerung.

LNG unterstützt die Erreichung der Klimaziele 
Aber LNG ist mehr als ein Lückenfüller und vermag nicht nur die Energieversorgung mit abzusichern. Flüssigerdgas trägt vielmehr ein Stück weit zur Erreichung der Klimaziele bei, indem bei der Verbrennung von Gas deutlich weniger Treibhausgase freigesetzt werden als bei anderen fossilen Energieträgern. Wobei die Möglichkeiten dieses Energieträgers noch gar nicht komplett entfaltet sind. So ist Bio-LNG, das über Power-to-Gas-Verfahren aus regenerativen Energien, Wasser und CO₂ synthetisch hergestellt wird, nahezu CO₂-neutral. Eine weitere Option ist die Verflüssigung von Biometahn zu Bio-LNG. Absehbar ist daher, dass auch diese Entwicklungen einen Impuls für die Entwicklung geeigneter Technologien geben.

Ökologische Transformation der Schifffahrt
LNG ermöglicht auch der Schifffahrt die dringend benötigte ökologische Transformation. Denn ein Antrieb mit Flüssigerdgas ist weitaus klimaschonender als mit Diesel. So leistete Herose bereits Pionierarbeit und lieferte Armaturen für das weltweit erste Kreuzfahrtschiff, das komplett mit LNG betrieben wird, für die AIDAnova. Die Ventile besitzen eine Fire-Safe-Zulassung und können von Hand bzw. pneumatisch betrieben werden. Hinzu kommen Ventile, mit denen die geforderte Gasmenge über Stellungsregler reguliert wird.

Aber auch hier gilt: Fossiles LNG kann nur eine Übergangslösung darstellen, wenn auch eine bedeutende, die sich mit Hilfe von Beimischungen von Bio-LNG und synthetischem LNG zunehmend klimaneutral gestalten lässt. „Das heißt, LNG bleibt auch noch in zehn Jahren ein wichtiger Kraftstoff für eine klimaneutrale Schifffahrt, dann allerdings mit deutlich verminderter Treibhausgasintensität“, betont die Maritime Plattform e.V.

LNG-Terminals müssen H2-ready sein
Die Perspektiven für LNG bleiben also günstig: So erreichte der weltweite Handel mit LNG 2023 ein Volumen von 404 Millionen Tonnen, gegenüber 397 Millionen Tonnen im Jahr zuvor. Die Flüssigerdgas-Nachfrage wird laut LNG Outlook 2024 von Shell nach den neuesten Branchenschätzungen 2040 etwa 625 bis 685 Millionen Tonnen pro Jahr erreichen.

Und für die Zeit, in der weniger LNG benötigt wird, ist auch bereits Vorsorge getroffen worden. Denn LNG-Terminals müssen „H2-ready“ bzw. „Ammonia-ready“ sein. Das macht sie künftig zum Importhub für Wasserstoff und Wasserstoff-Derivate. Investitionen in LNG-Terminals sind damit ebenso Investitionen in die Energiewende. Auch für den Umgang mit Wasserstoff ist die Armaturenbranche längst bereit. Die Zukunft darf also schnell zur neuen Gegenwart werden…

Trends und Highlights aus den Industriebereichen Armaturen und Ventil sind auf der VALVE WORLD EXPO vom 3. bis 5. Dezember 2024 in Düsseldorf zu erleben. Aktuelle Branchen- und Produktinformationen befinden sich im Internetportal unter www.valveworldexpo.de.