Seit dem Jahr 1928 besteht eine Fährverbindung zwischen Konstanz und Meersburg, die sich von Anfang an als äußerst erfolgreich erwiesen hat. Die Stadtwerke Konstanz setzen nun mit der Einführung der neuen Fähre namens „Richmond“, die über einen LNG-Antrieb verfügt, einen weiteren Meilenstein in dieser Erfolgsgeschichte.
Die neue Bodenseefähre besitzt zwei schnelllaufende MTU-Gasmotoren. Die Motoren laufen ausschließlich mit LNG (Liquefied Natural Gas). Sie stoßen keinen Ruß, keine Schwefeloxide, deutlich weniger Stickoxide und weniger Treibhausgase aus. Perspektivisch kann das neue Schiff auch mit Bio-LNG aus erneuerbaren Energien betrieben werden, dann fährt es weitgehend klimaneutral.
Optisch gleicht die Richmond der 2010 in Dienst gestellten Bodenseefähre „Lodi“: Über 80 Meter lang und mit einer Tragfähigkeit von 400 Tonnen. Das erlaubt, rund 700 Fahrgäste und bis zu 64 Pkw zu transportieren. Auffällig am neuen Schiff ist der acht Meter hohe Ventilationsmast, der Teil des Sicherheitssystems der Gasanlage ist.
Vorzeigeprojekt in Europa
Neu ist die Tatsache, dass die zwei 8-Zylinder-MTU-Maschinen, die jeweils 746 Kilowatt leisten, reine Gasmotoren sind. Sie werden mit verflüssigtem Erdgas anstelle von Dieselkraftstoff angetrieben. Entwickelt und gefertigt wurden die Herzstücke des Antriebs in Friedrichshafen von Rolls-Royce Power Systems unter der Marke MTU – also in der Region und in direkter Nachbarschaft, keine 20 Kilometer von Meersburg entfernt.
Die Gas Processing Unit (GPU) ist das Herzstück der Gasversorgungsanlage zwischen dem LNG-Tank und der Pressure Build-up Unit (PBU) – der Gasaufbereitung. Dort sind verschiedene HEROSE-Ventile verbaut und sorgen mit für einen sicheren Betrieb. Im Tank befindet sich flüssiges LNG bei minus –163 °C. In der GPU wird das LNG wieder in den gasförmigen Zustand überführt. In der PBU wird das Gas dann auf den Druck gebracht, den der Motor für die Zuführung benötigt.
Die neue Fähre ist eines der ersten Binnenfahrgastschiffe Europas, das von schnelllaufenden reinen Gasmotoren angetrieben wird. Der MTU-Gasmotor unterschreitet die Grenzwerte aktueller Emissionsrichtlinien (IMO III) bereits ohne Abgasnachbehandlung deutlich. „Perspektivisch soll die Richmond mit Bio-LNG betankt werden, dann fährt sie weitgehend treibhausgasneutral“, sagt Christopher Pape, Pressesprecher Stadtwerke Konstanz.