Mitte April hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) das „Weißbuch Wasserstoffspeicher“ vorgelegt. Das Dokument basiert auf einer Vielzahl von Studien und Szenarien und beziffert sowohl den künftigen Speicherbedarf als auch die Potenziale für Wasserstoffspeicherung in Deutschland. Dabei zeigt sich: Der Bedarf an Speicherkapazitäten wird in den kommenden Jahren deutlich steigen.
Darüber hinaus adressiert das Weißbuch zentrale Anliegen der Branche, etwa die Forderung nach schnelleren Planungs- und Genehmigungsverfahren, neuen Förderprogrammen und einem langfristig verlässlichen Marktdesign. Das Papier soll eine wichtige Grundlage für die Arbeit der nächsten Bundesregierung bilden.
Die Modellierungen im Weißbuch stützen sich unter anderem auf die BMWK-Langfristszenarien, eine Analyse des EWI vom März 2024 sowie auf Ergebnisse der INES-Marktabfrage vom Januar 2025. Alle Quellen prognostizieren einen erheblichen Anstieg des Wasserstoffspeicherbedarfs.
Konkret erwartet das BMWK bis 2030 einen Bedarf von 2 bis 7 Terawattstunden (TWh), der sich bis 2045 auf 76 bis 80 TWh erhöhen könnte. Als Haupttreiber nennt das Ministerium den zunehmenden Einsatz von Wasserstoff in der Industrie sowie in Kraftwerken zur Rückverstromung. Auf europäischer Ebene könnte der Speicherbedarf bis 2050 sogar auf bis zu 161 TWh steigen. Das Weißbuch, einschließlich der eingegangenen Stellungnahmen, soll der Bundesregierung in der 21. Legislaturperiode als Arbeitsgrundlage dienen.
Optimale geologische Bedingungen
Das Weißbuch hebt hervor, dass Deutschland über ausgezeichnete geologische Voraussetzungen für die H2-Speicherung verfügt. Mit seinem Potenzial könne das Land nicht nur den eigenen Wasserstoffspeicherbedarf decken, sondern auch den seiner europäischen Nachbarn unterstützen. „Deutschland kann in Europa eine Schlüsselrolle einnehmen”, heißt es in dem Dokument.
Salzkavernen gelten als die vielversprechendste Option für die Wasserstoffspeicherung. Ergänzend dazu kommen obertägige Speichermöglichkeiten wie Druck- und Flüssigwasserstofftanks zum Einsatz, insbesondere für kurzfristige Speicherbedarfe und dezentrale Anwendungen.
Ein zentraler Schwerpunkt liegt auf der Nutzung vorhandener Infrastruktur: Durch die Umwidmung bestehender Erdgas- und Erdölspeicher könnten bis 2040 etwa 20 bis 50 Prozent des nationalen Speicherbedarfs gedeckt werden. Bei passenden rechtlichen Rahmenbedingungen wäre die Umstellung von Salzkavernen innerhalb von sechs Jahren möglich, wobei die eigentliche Bauphase rund drei Jahre in Anspruch nimmt. Im Vergleich dazu dauert der Bau neuer Speicheranlagen bis zu zwölf Jahre.
Wettbewerbliches Marktdesign als Zielsetzung
Das Weißbuch plädiert für die Etablierung eines wettbewerblich organisierten Wasserstoffspeichermarktes, der laut Ministerium „wesentliche wirtschaftliche und technologische Vorteile“ mit sich bringt. Die vorhandene technologische Vielfalt sowie die Möglichkeit zur dezentralen Speicherung werden als wichtige Voraussetzungen für die Entstehung eines funktionierenden Wettbewerbs hervorgehoben.
Um solche Marktstrukturen zu fördern, empfiehlt das BMWK den Abbau von Markteintrittsbarrieren und die Schaffung klarer, jedoch gezielt begrenzter regulatorischer Vorgaben. Diese sollen Investitionssicherheit schaffen und gleichzeitig den Wettbewerb stärken, ohne ihn unnötig einzuschränken.