Der Gasnetzbetreiber Thyssengas hat mit der Umrüstung einer Erdgasleitung für den Wasserstofftransport zwischen dem niederländischen Vlieghuis und Ochtrup in Nordrhein-Westfalen begonnen. Die Leitung soll 2027 in Betrieb gehen. Am 15. Mai fand eine erste Inspektionsmolchung statt.
Das deutsch-niederländische Wasserstoffnetz wird konkret. Vor Ort nutzten Sandra Cichon, Erste Kreisrätin des Landkreises Grafschaft Bentheim, Ansgar Duling, Bürgermeister Samtgemeinde Emlichheim, Bürgermeister Thomas Berling, Bürgermeister Nordhorn sowie Martin Hofschröer, Geschäftsführer Stadtwerke Bad Bentheim, die Chance, einen Einblick in die Umrüstungsarbeiten zu gewinnen. Im Mittelpunkt der Veranstaltung in Hoogstede stand die Molchung des rund 12km-langen Leitungsteils zwischen Vlieghuis und Kalle.
Bei dem Vorgang wird ein sogenannter Molch mit dem Erdgasstrom durch die Leitung gefahren. Der Roboter überprüft und dokumentiert dabei den Zustand der Leitung. So lassen sich die Stahlrohre, Schweißnähte und die Integrität der Leitung bis ins letzte Detail kontrollieren und die Leitung auf Wasserstoff-Tauglichkeit überprüfen. Thyssengas setzt die Molche auch im laufenden Betrieb regelmäßig ein, um die Sicherheit des Leitungsnetzes zu gewährleisten.
Thyssengas-CEO Thomas Gößmann erklärte, die Umstellung der grenzüberschreitenden H2-Leitung schaffe eine „bedeutende Versorgungsperspektive für den H2-Hochlauf in Deutschland”. Die entstehende Transportleitung soll den Zugang zu den Importhäfen Amsterdam, Eemshaven und Rotterdam sowie der Provinz Zeeland und den dortigen Speichern und geplanten Wasserstoff-Produktionsanlagen eröffnen.
Pipelines sind Teil von Get H2
Aufgrund seiner internationalen Bedeutung des Vorhabens ist das Projekt Teil des EU-Programms „Wichtige Projekte von gemeinsamem europäischem Interesse“ (IPCEI). Für die Umstellung hatte Thyssengas bereits im Januar 2023 einen 12 Kilometer langen Leitungsabschnitt zwischen Vlieghuis und Kalle von der RWE Generation SE Erdgasleitung erworben.
Gemeinsam mit weiteren H2-Projekten soll das Projekt laut Thyssengas die Basis für den Aufbau einer grenzüberschreitenden H2-Infrastruktur bilden. Dabei ist es Teil des Gesamtprojekts Get H2. Das Ziel der Infrastruktur-Initiative ist, zwischen 2024 und 2027 von Lingen bis ins Ruhrgebiet und von der niederländischen Grenze bis nach Salzgitter die gesamte Wasserstoff-Wertschöpfungskette miteinander zu verbinden.
Hinter Get H2 stehen rund 50 Unternehmen, Institutionen und Kommunen, die sich nach eigenen Angaben für die Schaffung eines wettbewerbsorientierten H2-Markts und die dafür notwendigen Anpassungen der gesetzlichen und regulatorischen Grundlagen einsetzen. Thyssengas ist Förderpartner des Projekts.