Die Zukunftsausschichten Chemie- und Pharmabranche sind unter den derzeitigen industriepolitischen Rahmenbedingungen ausgesprochen negativ. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage unter den Fach- und Führungskräften in den Unternehmen und Forschungseinrichtungen der Branche.
Hoffnung machen der Chemie- und Pharmabranche hingegen die hohe Ausbildungsqualität und die Nähe zwischen Unternehmen und Wissenschaft bei der Technologieentwicklung. Durchgeführt wurde die Befragung unter den Mitgliedern des Fach- und Führungskräfteverbandes VAA und der DECHEMA Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. Vertreter beider Verbände fordern einen radikalen Kurswechsel in der Industriepolitik.
Im Rahmen der Umfrage bewerteten die Mitglieder von VAA und DECHEMA unter anderem die Bedeutung von insgesamt 17 Standortfaktoren für den Fortbestand der Arbeitsplätze. Wichtigste Einflussfaktoren: Die Höhe der Energiepreise, das Ausbildungsniveau und die Verfügbarkeit von Fachkräften, die Stabilität der industriepolitischen Rahmenbedingungen und die Verfügbarkeit von Rohstoffen.
Hohe Energiepreise als Grund für die Krise
Die Höhe der Energiepreise ist zugleich der Standortfaktor, dem die Umfrageteilnehmenden mit einer Bewertung den negativsten Einfluss auf den Fortbestand der Arbeitsplätze zuschreiben. Ebenfalls kritisch bewertet wurden die Dauer und Komplexität von Genehmigungsverfahren bei der Errichtung neuer Produktionsanlagen und staatlicher Verwaltungsvorgängen insgesamt. Einen positiven Einfluss sehen die Teilnehmer hingegen durch die Leistungsfähigkeit der vorhandenen Produktionsinfrastruktur und die Nähe zu wissenschaftlichen Institutionen.
Angesichts der Umfrageergebnisse fordert Dr. Christoph Gürtler, 2. Vorsitzender des VAA, die politischen Entscheidungsträger zu einem radikalen industriepolitischen Kurswechsel auf: „Wenn der Chemie- und Pharmastandort Deutschland mit seinen hocheffizienten Wettschöpfungsketten erhalten bleiben soll, müssen die Preise für Energie verlässlich auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau gedeckelt und die viel beschworene Maßnahmen zur Entbürokratisierung endlich umgesetzt werden.“ Dies gelte vor dem Hintergrund des durch etliche Chemie- und Pharmaunternehmen bereits angekündigten Abbaus von hochqualifizierten Industriearbeitsplätzen mehr denn je.