Die Hochschule Magdeburg-Stendal steht im Begriff, eine flexible Lösung zur Regulation des Abwassernetzes bei Starkregen zu entwickeln. Das geplante System, das eine technische Steuerung und Regelung der Kanalisation ermöglicht, soll auf Wetterereignisse schneller reagieren und das vorhandene Kanalvolumen effizienter nutzen.
Prof. Jürgen Wiese, Experte im Bereich Siedlungswasserwirtschaft, betont die Dringlichkeit dieser Entwicklungen: „In historisch alten Städten wie Magdeburg oder Jena haben wir sogenannte Misch-Kanalisationen. Dort wird nicht nur Regenwasser abgeleitet, sondern auch das ungeklärte Schmutzwasser. Bei starken Regenfällen sind diese Kanäle schnell voll und werden in umliegende Gewässer entlassen“, erklärt er.
In der Modellregion Jena werden Regulationsklappen entwickelt, um die Einleitung von Mischwasser in die Saale zu reduzieren und gleichzeitig Abfälle wie Hygieneartikel, die in die Flüsse gelangen, zu minimieren. Das System mit flexibel einsetzbaren Absperrklappen, das über eine digitale Plattform steuerbar ist, stellt eine kostengünstige und schnell umsetzbare Alternative zum Bau unterirdischer Speicher dar.
Vorbereitung auf die praktische Umsetzung
Die nächste Phase des Projekts „InSchuKa 4.0“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unterstützt wird, ist die Praxisphase, die in den kommenden Wochen beginnen soll. Die sogenannten Wehrklappen, die im Kanalnetz von Jena installiert werden, sollen in zwei Funktionen genutzt werden. Einerseits zur Spülung der Kanäle bei Trockenheit und andererseits zur Rückhaltung von Wasser in Kanalabschnitten mit freier Kapazität bei unterschiedlichen Regenintensitäten.
„Das neue System soll flexibler auf Wetterereignisse reagieren und die Kanalisation in Jena technisch steuern und regeln können, um das vorhandene Kanalvolumen effizienter auszulasten. Dazu nutzen wir sogenannte Wehrklappen“, erläuterte Wiese weiter.
Prof. Wiese und sein Team haben mithilfe von computergestützten Modellen die Anforderungen an die Klappen festgelegt und planen, diese Erkenntnisse für die Steuerung und Regelung durch künstliche Intelligenz weiter zu entwickeln. Er ist überzeugt, dass die Klappen auch nach dem Projektende weiterhin in Jenas Kanalisation und perspektivisch in weiteren Großstädten eine wichtige Rolle spielen werden.