Die Alarmsignale im deutschen Maschinen- und Anlagenbau sind nicht mehr zu übersehen. Besorgt blicken die Entscheidungsträger der Branche auf die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland. Lediglich jeder Zehnte glaubt an eine Erholung der Konjunktur. Die Folge: Erstmals seit der Corona-Pandemie erwarten die Entscheider einen Rückgang des eigenen Unternehmensumsatzes. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle Maschinenbau-Barometer der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland.
Die große Mehrheit der deutschen Maschinenbauer erwartet in diesem Jahr keine Verbesserung der wirtschaftlichen Lage. Mehr als die Hälfte der Befragten (56 %) sieht sogar pessimistisch auf die Entwicklung der deutschen Konjunktur im Jahr 2024 - ein Rekordhoch im Vergleich zu früheren Umfragen. Nur jeder Zehnte ist noch optimistisch hinsichtlich einer positiven Entwicklung.
„Unsere Befragung ist mehr als eine bloße Momentaufnahme”, konstatiert Bernd Jung, Leiter der Praxisgruppe Industrial Manufacturing bei PwC Deutschland. „Die Branche ist tief verunsichert. Nicht einmal in Zeiten der Corona-Pandemie war die Stimmung im Maschinenbau von so viel Pessimismus geprägt.” Dies zeigt sich vor allem auch in der Prognose der Umsatzentwicklung für die gesamte Branche sowie in der für das eigene Unternehmen. Für den gesamten Maschinen- und Anlagenbau gehen die Entscheider von einer durchschnittlichen Umsatzentwicklung von –5,1 % aus. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist dies ein Minus von über 6 Prozentpunkten und markiert den niedrigsten Stand seit 2020.
Auftragsschwankungen und Bürokratie belasten Unternehmen
Die schlechten konjunkturellen Rahmenbedingungen und Aussichten bekommen die Unternehmen auch ganz konkret in ihrem Tagesgeschäft zu spüren. Die durchschnittliche Auslastung im Maschinenbau liegt bei 85,1 %. Dieser Wert liegt 3 Prozentpunkte unter dem Durschnitt der Erhebungswellen der letzten sechs Jahre und ist ein Minusrekord, wenn man von den Extremwerten im Lockdown der Pandemie absieht.
Lediglich jeder dritte Betrieb arbeitet noch an der oberen Kapazitätsgrenze, im Vorquartal war es beinah noch die Hälfte der befragten Unternehmen. Dieser deutliche Rückgang ist nicht nur auf die konjunkturelle Schwächeperiode zurückzuführen, wie ein Blick auf die von den Befragten selbst genannten Wachstumshindernisse zeigt.
„Die Sorge vor einer Abwärtsentwicklung im deutschen Maschinenbau ist absolut berechtigt”, kommentiert Jung. „Eine Kombination aus ungünstigen Standortfaktoren, Auftragsschwankungen und zunehmender Bürokratie belastet die Unternehmen schwer und bindet die Aufmerksamkeit der Entscheider. Dabei benötigen sie gerade zur Bewältigung der großen Herausforderungen einen Handlungsspielraum für kreative Lösungen und unternehmerischen Mut.“