In Salzgitter ist der Startschuss für einen 100-MW-Elektrolyseur zur Stahlherstellung gefallen. Die Anlage soll ab 2026 jährlich 9.000 Tonnen Wasserstoff produzieren. Der österreichische Konzern Andritz verantwortet den Bau der Anlage, die aus zehn Modulen besteht.
Die am 12. Februar erfolgte Grundsteinlegung markiert den Baustart eines der bislang größten Elektrolyseure Europas. Zuständig für die Realisierung der 100-MW-Anlage ist der österreichische Technologiekonzern Andritz. Der Elektrolyseur basiert auf der Druck-Alkali-Elektrolysetechnologie des norwegischen Herstellers HydrogenPro.
Die Anlage ist in zehn Module à 10 MW Leistung aufgeteilt und erreicht eine maximale Produktionskapazität von 20.000 Kubikmetern Wasserstoff pro Stunde, erklärte Dr. Alexander Redenius, Wasserstoff-Experte bei Salzgitter, im September gegenüber H2News. Die Installation erfolgt demnach in einer eigens errichteten Halle in unmittelbarer Nähe zur neuen Direktreduktionsanlage (DRI) und dem Elektrolichtbogenofen. Diese räumliche Integration soll Transportverluste minimieren.
Der neue Elektrolyseur ist Teil des SALCOS-Programms, das neben der DRI-Anlage und dem Elektrolichtbogenofen auch die notwendige Infrastruktur für Wasserstoffspeicherung und -verteilung umfasst. Bereits 2026 will Salzgitter erste Produkte aus der transformierten Fertigung am Markt anbieten. Die vollständige Umstellung auf eine nahezu CO2-freie Stahlproduktion soll bis 2033 abgeschlossen sein.
Elektrolyseur deckt 5 Prozent des H2-Bedarfs
Die Ende 2023 begonnene DRI-Anlage von Tenova LOI ist auf eine Jahreskapazität von zwei Millionen Tonnen ausgelegt. Anfänglich will der Stahlkonzern sie mit einer flexiblen Mischung aus Erdgas und Wasserstoff betrieben, was nach Unternehmensangaben eine CO2-Reduktion von etwa 60 Prozent gegenüber der konventionellen Hochofenroute ermöglicht. Den Anteil des grünen Wasserstoffs will Salzgitter sukzessive steigern, sobald zusätzliche Mengen über externe Lieferanten oder das Wasserstoff-Kernnetz verfügbar sind.
„Wir machen mit dieser Anlage zur On-site Wasserstoffherstellung unsere Hausaufgaben. Nun ist die Politik gefordert, geeignete Rahmenbedingungen für die grüne Produktion zu schaffen. Hier sind insbesondere wettbewerbsfähige Netzkosten und ein engagierter Aufbau der Wasserstoffwirtschaft vorrangig”, erläuterte Gerd Baresch, Geschäftsführer Technik der Salzgitter Flachstahl GmbH.
Die Eigenproduktion des Elektrolyseurs könnte nach der Inbetriebnahme rund 5 Prozent des H2-Bedarfs der DRI-Anlage decken. Ab 2027 rechnet Salzgitter mit einem Gesamtbedarf von 150.000 Jahrestonnen. Der Konzern wird also auch mit seinem Elektrolyseur auf Importe angewiesen sein, weshalb er im Juni 2024 eine erste Ausschreibungsrunde für Wasserstoff-Lieferungen initiierte. Der ursprünglich für 2027 geplante Anschluss des Salzgitter-Werks an Kernnetz werde voraussichtlich erst 2029 realisiert, so Dr. Redenius im Interview.
Andritz setzt auf Industrieelektrolyse
Für Andritz bedeutet der Baustart einen wichtigen Referenzfall im Bereich der industriellen Wasserelektrolyse. Die Integration der Technologie von HydrogenPro demonstriere die Fähigkeit des Unternehmens, komplexe Industrieprojekte im Wasserstoffbereich umzusetzen. Executive Vice President Green Hydrogen Sami Pelkonen erklärte in einer Pressemitteilung:
„Unsere umfassende Erfahrung im Bau von Großanlagen bietet uns eine solide Grundlage für die Realisierung dieses innovativen Projekts. Es passt perfekt zu unserer langfristigen Wachstumsstrategie, die sich auf die Dekarbonisierung konzentriert und unsere Kunden wie Salzgitter bei der Bewältigung ihres grünen Wandels unterstützt.“