Ein gutes Stichwort: Wer sind denn eigentlich die Anwender, die die Taskforce im Blick hat?
Mir ist wichtig, dass nicht der Eindruck entsteht, dass APL nur etwas für die „großen Player“ ist, die scheinbar über genügend Investitionskapital für so eine Einführung verfügen. Die NAMUR ist eine Organisation für alle Mitgliedsunternehmen und deshalb sollen auch alle im selben Maße von der Arbeit unserer Taskforce profitieren. Hat man zudem den Skaleneffekt im Blick, wird deutlich, dass APL für alle Anwender eine lohnenswerte Technologie ist – vom kleinen Mittelständler bis hin zum globalen Konzern.
Aber mal Hand aufs Herz: Die „Großen“ werden doch schon deutlich weiter sein, oder?
Natürlich gibt es hier Unterschiede bei der Geschwindigkeit und den Strukturen, die die Einführung von neuen Technologien erleichtern, aber konkret ist das nicht zu beobachten. Die Bandbreite der Anwendungen ist sehr groß und die Aufbruchstimmung spürbar. Das sieht man zum Beispiel auch bei der Übersicht über die verschiedenen, bereits laufenden Projekte.
Das müssen Sie näher erläutern…
Nun, eine der Aufgaben der Taskforce ist es auch, Daten über APL-Projekte zu sammeln. Das ist zum einen wichtig, um einen Überblick zu haben, z. B. wie der aktuelle Stand der Technik ist, zum anderen aber auch, um die Qualität dieser Prozesse - im Sinne eines echten Qualitätsmanagements – zu sichern.
Unser Ziel ist es, innerhalb der zwei Jahre, die für die Taskforce angesetzt sind, zehn Projekte zu sichten bzw. zu evaluieren und zu begleiten. Wir haben aber bereits jetzt 16 Projekte mit APL-Bezug. Und was die Frage nach den „Großen“ angeht, kann ich sagen, dass es bei diesen 16 definitiv nicht so ist, dass solche Projekte nur bei der BASF umgesetzt werden. Wir sind also gemeinsam davon überzeugt, dass APL sinnvoll ist und treiben es aktiv voran.
Dann haben Sie ja bei der Nennung der Projekte das Ziel der Taskforce erreicht?
Das stimmt, aber natürlich hören wir jetzt nicht auf. Auch ist die Begleitung Teil unserer Aufgabe. Zudem muss ich fairerweise dazusagen, dass bei den 16 auch Pilot- und Laborprojekte mitgezählt werden. Aber selbst im Produktionsmaßstab haben wir aktuell vier Systeme bzw. Standorte, an denen dies in jedem Fall in der Umsetzung ist bzw. sein wird, zwei weitere sind noch in Diskussion – und, was ich besonders spannend finde: nur zwei Projekte sind Pilotprojekte. Viele der Partner überspringen also den Status des Piloten, d. h., man ist bereits im Labormaßstab so überzeugt von der Lösung, dass man es direkt auf den Produktionsmaßstab skaliert.
Welchen Schluss ziehen Sie daraus?
Für uns als Taskforce ist damit klar, dass das technische Wissen über APL, was bereits vorhanden ist, so überzeugend ist, dass man bereit ist, es umzusetzen. Denn das Management unterstützt so ein Vorhaben, welches auch mit einem großen Investment verbunden ist, auch nur, wenn man sich davon einen wirtschaftlichen Vorteil verspricht. Auch zeigt es, dass die Erfahrungen, die man in der Laborphase sammelt, so wertvoll sind, dass man die Pilotphase überspringt. Auch deshalb ist unsere Aufgabe als Taskforce auch so interessant und wichtig: Wir sammeln die Erfahrungen, werten sie aus und helfen bei der organisatorischen Übertragung der Ergebnisse. Davon können wir Anwender in der NAMUR lernen, aber eben auch die Hersteller.
Die wir in unserem APL-Marktspiegel zu Wort kommen lassen…
Stimmt, und wer weiß; vielleicht können wir ja in einem Jahr noch einmal deutlich mehr Produkte auf dem Markt finden und gleichzeitig noch mehr Hersteller im Marktspiegel wiederfinden.
Die NAMUR APL Task Force wurde vom NAMUR Vorstand zum Jahresbeginn 2023 mit einer Laufzeit von zwei Jahren ins Leben gerufen. Durch einen ganzheitlichen Ansatz soll die praktische Einführung von APL beschleunigt werden. Hierzu sollen die einzelnen Arbeitsfelder und -kreise der NAMUR mit ihren Fachexperten mit einbezogen werden. Die Task Force definiert hierfür Anwendungsfälle für APL und bewertet auch Migrationskonzepte für Bestandsanlagen. Neben einem engen Austausch mit den Herstellern stehen auch die Bewertung der Verfügbarkeit und Reife der APL-Technologie sowie die aktive Begleitung der Einführung im Vordergrund. Weiterhin umfasst der Auftrag der Task Force die Betrachtung nachgelagerter Prozesse, z.B. Qualifikations- und Serviceaufwände für die Einführung sowie die Wartung. Neben Mari C. Molina (Dow) und Dr.-Ing. Emanuel Trunzer (BASF), welche beide als Co-Leads die Aktivitäten leiten, sind die Mitglieder der Task Force Florian Hout und Sven Goebel (beide Bayer), Sven Seintsch (Bilfinger), Klemens Plawky (Covestro), Arne Modersohn (Evonik) und Dr.-Ing. Lars Nothdurft (LANXESS).