Auf der einen Seite kommt es immer häufiger zu Überflutungen, auf der anderen Seite gibt es immer längere Dürreperioden. Welche Auswirkungen hat dies für Talsperren?
Dirk Carstensen: Bei der Frage muss ich ein wenig mehr ausholen und dabei vorab betonen, dass Sie sicher die Überflutungen in den Abflussbereichen unserer Fließgewässer meinen. Nach meiner Meinung werden Talsperren grundsätzlich von der Gesellschaft wertgeschätzt und akzeptiert. Trotz dieser Tatsache geraten sie aber von Zeit zu Zeit, oft ausgelöst durch hydrologische Extremereignisse, immer wieder in die Diskussion und werden dann durchaus differenziert dargestellt. In der Regel werden in diesen Diskussionen dann nur einzelne Fakten herausgestellt, konkurrierende Nutzungen besonders hervorgehoben, die primären Zwecke der Talsperren, die den eigentlichen Wert für die Natur und die Gesellschaft darstellen, in Summe jedoch kaum oder gar nicht erwähnt.
Es ist nachvollziehbar, dass eine mit einem großen freigehaltenen Hochwasserschutz- bzw. Hochwasserrückhalteraum ausgestattete Talsperre nicht unbedingt lukrative Bedingungen für Tourismus, Freizeit und Erholung, die Wasserkraftnutzung oder die Bereitstellung von Brauchwasser bietet. Wollen wir den Hochwasserschutz als einen Zweck einer Talsperre in der heutigen Zeit, ich spiele dabei auf die Klimaänderung an, effektiv betreiben, müssen wir aufgrund der teilweise sehr kurzen Vorwarnzeiten einen gewissen Raum im Stauraum dafür freihalten. Dieses beschriebene Bild inklusive aller damit im Zusammenhang stehenden organischen und chemischen Prozess im und am Gewässerboden stellt sich aber auch nach einer langen niederschlagsarmen Zeit dar. Hätten wir die Talsperre aber nicht, wäre das Fließgewässersystem infolge der Dürre möglicherweise zum gleichen Zeitpunkt bereits vollständig zusammengebrochen und die Rohwasserversorgung grundsätzlich nicht gewährleistet, um nur zwei Fakten herauszustellen.
Wo kommen überall Industriearmaturen bei einer Talsperre zum Einsatz?
Dirk Carstensen: Der Einsatz von Industriearmaturen in und an Talsperren ist so vielfältig, dass es schwer ist, hier eine Abgrenzung zu finden. Überall, wo etwas abzusperren ist oder der Durchfluss geregelt werden muss, benötigen wir entsprechende Armaturen. Von Betriebseinrichtungen für die Rohwasserentnahme bis zum Grundablass oder von den Regelarmaturen für die Wasserkraftgewinnung
bis hin zu Armaturen zur Durchflussregelung in der Wasserverteilung, überall brauchen wir Ventile, Schieber oder Absperrklappen.
Welche Eigenschaften muss eine Armatur für eine Talsperre mitbringen?
Dirk Carstensen: Armaturen an Talsperren sind enormen Drücken und Druckschwankungen ausgesetzt. Diese ergeben sich einerseits aus dem Wasserstand in den Talsperren und der entsprechenden Stauhöhe und andererseits aus den Zwecken und dem Betrieb der Talsperre. Gerade das Öffnen und Schließen von Ventilen an Wasserkraftanlagen stellen besondere Anforderungen dar. Natürlich ist das Thema Kavitation auch eine besondere Herausforderung für jeden Armaturenhersteller. Dem geforderten Durchfluss folgend, weisen diese Armaturen in der Regel eine entsprechende Größe auf, sollen aber aus der Sicht des Bauingenieurs oder Betreibers einer Talsperre hinsichtlich der Errichtung, der Unterhaltung oder des Austausches eigentlich recht schlank und klein ausfallen. Sämtliche genannte Parameter bestimmen neben den jeweiligen und speziellen Antriebsoptionen der verschiedenen Armaturen die Materialwahl, die Wandstärke der Gehäuse und/oder die Ausbildung der Flanschbereiche. Natürlich spielen auch die jeweiligen Flanschisolierung oder die galvanische Trennung in solch einem System eine bedeutende Rolle.