Dichtungspionier IDT über die wichtigsten Wendepunkte und Meilensteine in seiner 100-jährigen Geschichte. Interview mit CEO Simone Wilson.
Erzählen Sie uns von den Anfängen. Wie hat die Geschichte von IDT begonnen?
Simone Wilson: IDT wurde 1984 von meinem Vater in Essen gegründet. Er hatte zuvor mehr als 25 Jahre für ein Dichtungsunternehmen gearbeitet und fast 20 Jahre lang das Vertriebsbüro im Ruhrgebiet selbstständig geleitet. Sein Arbeitgeber plante große strategische Veränderungen, die mein Vater in Frage stellte. Seine Bedenken wurden nicht gehört. Also beschloss er einfach, sein eigenes Unternehmen zu gründen. Das war der Anfang von IDT.
Wie viele Mitarbeiter hatten Sie zu diesem Zeitpunkt?
Simone Wilson: Zuerst waren es nur meine Eltern, die sich um das Geschäft kümmerten, dann eine Handvoll Mitarbeiter im Kundendienst und im technischen Support. Damals war IDT noch ein reines Handelsunternehmen. Mit dem Fall der Berliner Mauer bot sich uns die Gelegenheit, den VEB Kupferring-Dichtungswerk, eine volkseigene Dichtungswerkstatt im sächsischen Erzgebirge, zu übernehmen. Eine phantastische Chance und ein mutiges Wagnis zugleich. Plötzlich besaßen wir eine Produktionsstätte, hatten 50 zusätzliche Mitarbeiter und erbten eine 70-jährige Geschichte. Das veränderte den Kurs von IDT entscheidend.
Das klingt ziemlich mutig...
Simone Wilson: Die Unternehmerpersönlichkeit meines Vaters hat in den Anfangstagen und beim Wachstum von IDT sicherlich eine prägende Rolle gespielt. Er ist zweifellos ein klassischer Pionier - klug, einfallsreich und neugierig - mit einem unglaublichen Drang, Fortschritte zu erzielen und Innovationen voranzutreiben. Ein dynamischer Unternehmer im Schumpeterschen Sinne. Dieser Geist ist auch heute noch ein wesentlicher Teil unserer Identität. Und jetzt feiern wir eine wunderbare Geschichte und ein erstaunliches Jubiläum: 100 + 40 Jahre! Wobei 100 Jahre auf den Standort im Erzgebirge, genauer gesagt in Annaberg-Buchholz, und 40 Jahre auf IDT in Essen zurückgehen.
Was waren Schlüsselmomente in der langen Geschichte des Unternehmens?
Simone Wilson: Das Asbestverbot war sicherlich ein Schlüsselmoment. Asbest galt als der „Superstoff“ mit tollen Eigenschaften - elastisch, hochfest, chemisch robust, hitzebeständig, nicht brennbar. Nicht nur in der Dichtungsindustrie, sondern auch in der Baubranche. Die zunehmende Debatte über die Umweltschäden und gesundheitlichen Bedenken von Asbest fiel mit der Gründung von IDT zusammen. Wir waren ein Startup, hatten keine Altlasten, konnten schnell handeln und uns sofort auf neue Materialien und Produktentwicklung konzentrieren.
Als Asbest 1993 in Deutschland endgültig verboten wurde, hatten wir gemeinsam mit Kunden und Materiallieferanten bereits Alternativen getestet, die wir kontinuierlich weiterentwickelten. Unsere Ösentechnologie war damals wegweisend, ebenso wie die Hüllendichtung mit Diffusionssperre, die asbestfreie Einlage und unser optimierter Edelstahl-Wellring. Alle diese Produktinnovationen fanden Eingang in die Industriestandards der chemischen Großindustrie.