Bieten Sie die Armatur und den Sensor direkt als Set an?
Philipp Strauch: Ganz genau! Es ist ein alternatives Angebot, bei dem wir den Kunden sagen, dass sie auch einen Sensor hinzufügen können. Das gibt ihnen die Möglichkeit, über Jahre hinweg direktes Feedback von der Armatur zu erhalten. Er kann ihn sogar in sein eigenes WirelessHART-System integrieren. Wir wollen, dass unsere Kunden wissen, dass wir die entsprechenden Möglichkeiten haben und darauf vorbereitet sind.
Volker Buchta: Es wäre aber viel zu kurz gegriffen, nur auf den Preis zu schauen. Man muss das Rad wirklich noch ein bisschen weiter drehen oder die Geschichte noch ein bisschen größer erzählen. Wenn es am Ende des Tages vielleicht ein paar Euro mehr kostet, aber der Return on Investment viel größer ist, sollte die Entscheidung klar sein. Es geht nicht nur darum, an die Gegenwart zu denken, sondern auch die Zukunft im Auge zu behalten. Deshalb sollten sich Anwender frühzeitig mit „Boundless Automation“ auseinandersetzen.
Die Automatisierungssysteme öffnen sich zunehmend für Open-Source-Software und dezentrale, softwarezentrische Steuerungssysteme. Starre monolithische Steuerungssysteme gehören der Vergangenheit an. Wie wirkt sich dieser Trend auf die angeschlossenen Armaturen und Antriebe aus?
Philipp Strauch: Auch hier kommt es auf die Branche an. Die zahlreichen Open-Source-Codes und Open-Source-Programme sind wichtig, um Fortschritte zu machen und gute Ideen zu entwickeln. Trotzdem muss man sich am Ende des Tages auf bestimmte Protokolle oder, allgemeiner gesagt, Leitplanken einigen. Das gilt nicht nur für das Auslesen von Daten, sondern auch für die Steuerung des Systems. Unabhängig davon muss die Sicherheit aller Beteiligten zu jeder Zeit gewährleistet sein, so dass letztlich strenge Regeln notwendig sind.
Künstliche Intelligenz ist derzeit in aller Munde. Ist es möglich, dass eine KI die Geräte des Prozessleitsystems DeltaV von Emerson steuert?
Philipp Strauch: Wie unser Chief Technology Officer bei Emerson immer zu sagen pflegt, „Automatisierungsanwendungen waren KI, bevor KI cool war“. In den letzten Jahren haben generative KI und große Sprachmodelle viel Aufmerksamkeit erregt, aber Werkzeuge wie erweiterte Prozesssteuerung und modellprädiktive Steuerung sind numerische Formen der KI, die wir schon seit Jahrzehnten mit dem DeltaV DCS verwenden. Allein in den letzten Jahren haben die Algorithmen des maschinellen Lernens, die wir für die Diagnose von Anlagen und die Prozesssteuerung verwenden, ihre Kapazität und Leistungsfähigkeit drastisch erhöht. Heute können viele dieser Tools Empfehlungen aussprechen, um Bedienern und Technikern Entscheidungshilfen in Echtzeit zu geben. Dabei werden Analysen und technisches Fachwissen kombiniert, um umsetzbare Erkenntnisse zu liefern, die die besten Praktiken einschließen, die Komplexität reduzieren und eine schnellere Entscheidungsfindung ermöglichen. Wir sehen eine mögliche Zukunft, in der diese Tools zur Entscheidungsunterstützung mit den großen Sprachmodellen und der generativen KI gekoppelt werden können, die heute immer beliebter werden, um bestehende KI-Tools noch benutzerfreundlicher und intuitiver zu machen. KI ist nicht neu, sie verändert sich nur.