Seit einiger Zeit setzt sich der Armaturenhersteller Mankenberg dafür ein, dass im gesamten Betrieb möglichst wenig Papier zum Einsatz kommt. Daneben verfolgt das Unternehmen einige weitere Nachhaltigkeitsziele, beispielsweise den sparsamen Einsatz von Materialen in der Produktion. Im exklusiven Interview erklärt Geschäftsführer Dr. Stefan Nehlsen, wie die ökologische Bilanz in Zukunft noch weiter verbessert werden soll.
Herr Nehlsen, könnten Sie uns einen Überblick über die Nachhaltigkeitsstrategie von Mankenberg geben?
Stefan Nehlsen: Selbstverständlich. Der Kern unserer Nachhaltigkeitsstrategie liegt in der Materialersparnis unserer Produkte. Wir nutzen ein seit 45 Jahren bestehendes Verfahren, bei dem tiefgezogener Edelstahl verwendet wird. Dieses modulare System ermöglicht es uns, unsere Armaturen und Ventile mit hoher Wirtschaftlichkeit und minimalem Materialverbrauch zu fertigen. Zudem wird der anfallende Edelstahlschrott vollständig recycelt.
Was passiert, wenn ein Kunde spezielle Anforderungen hat? Steigt dann der Materialausschuss?
Bei Spezialanforderungen nutzen wir in einigen Fällen das Vollmaterial, was tatsächlich zu einem höheren Metallüberschuss führt. Doch auch dieses Material ist vollständig recyclingfähig. Die Nachhaltigkeitsstrategie von Mankenberg betrifft unser gesamtes Sortiment. Interessanterweise haben wir kürzlich eine Anfrage für ein Ersatzventil erhalten, das wir erstmals 1969 ausgeliefert haben. Das verdeutlicht die Langlebigkeit und Nachhaltigkeit unserer Produkte.
In welchen Branchen sind Ihre Produkte hauptsächlich im Einsatz?
Wir bedienen etwa ein Dutzend Branchen, wobei die pharmazeutische Industrie unser größtes Anwendungsfeld ist. Dazu zählen Anlagen- und Maschinenbau für die Pharma. Weitere wichtige Bereiche sind die chemische Industrie und Kraftwerke, einschließlich traditioneller und regenerativer Energiequellen. In Anwendungen mit aggressiven Medien, wie z.B. hochtemperierten, zusatzstoffreichen Wassern, ist der Austausch häufiger notwendig. Aber generell sind unsere Ventile sehr langlebig, vorausgesetzt, sie werden ordnungsgemäß gewartet.
Mankenberg arbeitet nun schon seit einiger Zeit nahezu papierlos – und das in allen Unternehmensbereichen. Können Sie erläutern, welche digitalen Lösungen Sie implementiert haben, um das zu erreichen, und welche Herausforderungen dabei zu bewältigen waren?
Wir nutzen seit 25 Jahren dasselbe ERPSystem (Enterprise Resource Planning; Anm. d. Red.) und haben unsere Prozesse darauf abgestimmt. Mit Beginn der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 haben wir unsere Verwaltung nahezu papierlos gestaltet. Das hat sich natürlich daraus ergeben, dass zu dieser Zeit nicht mehr so viele Leute im Betrieb gearbeitet haben und häufig auch aus dem Home Office gearbeitet wurde. Durch die Digitalisierung haben wir die Papiermenge, die wir verbrauchen, erheblich reduziert – allein in der Verwaltung sparen wir jedes Jahr 150.000 Blätter Papier, was 60 Kartons entspricht. Ähnliche Einsparungen verzeichnen wir in der Fertigung. Zudem führen wir ein Kundenportal und haben kürzlich die E-Rechnung eingeführt, was den Papierverbrauch weiter reduziert. Alle unsere Produkte tragen seit 2021 einen QR-Code, der den Zugang zu digitalen Dokumenten ermöglicht.
Aber es gibt doch sicherlich auch noch die ein oder andere Ausnahme.
Außer gelegentlichen Laufkarten im Produktionsbereich ist unser Betrieb weitgehend papierfrei. Selbst Schulungen und Personalakten sind digitalisiert. In unserer Fertigung, wo wir sowohl Komponenten als auch Ventile herstellen, sind wir ebenfalls nahezu papierfrei. Die einzigen Papierdokumente, die noch verwendet werden, sind Identifikationskarten für Ladungsträger. Zudem sind Arbeitsstationen mit Computern ausgestattet, die alle notwendigen Informationen bereitstellen.
Wie nutzen Sie digitale Technologien zur Steigerung der Effizienz Ihrer Produkte?
Unsere Kunden erhalten über QR-Codes an den Produkten Zugang zu umfassenden Informationen, wie Installationsanleitungen und Wartungsvideos. Außerdem können sie direkt aus dieser digitalen Umgebung heraus Ersatzteile oder Wartungskits bestellen. Dies ist deutlich effektiver und nachhaltiger als die klassische Papieranleitung oder der ausgedruckte Bestellschein.
Wie fallen die Rückmeldungen der Kunden aus?
Die Kundenakzeptanz ist sehr gut, insbesondere seitdem wir digitale Rechnungen einführen mussten. Das Kundenportal verbessert die Übersichtlichkeit und den Zugang zu den notwendigen Unterlagen erheblich. Alle Umstellungen wurden von den Kunden gut angenommen, da sie den Zugriff auf Informationen vereinfacht und jederzeit möglich macht.
Welche weiteren Vorteile bietet die Digitalisierung?
Für die Montage und Qualitätssicherung ist der Zugriff auf digitale Dokumente einfacher und schneller. Große Datenmengen müssen nicht mehr per E-Mail verschickt werden, sondern sind zentral verfügbar. Digital gespeicherte Daten ermöglichen es uns, auch nach vielen Jahren noch auf Unterlagen zuzugreifen, was bei papierbasierten Systemen oft schwierig ist. Das erleichtert nicht nur die Wartung alter Anlagen, sondern auch die Nachverfolgung, wer welche Informationen abgerufen hat. Die digitale Nachverfolgbarkeit ermöglicht uns genauere Einsichten in die Nutzung und Interaktion. Dies verbessert unsere Datensicherheit und Archivierungsfähigkeiten und reduziert den Verwaltungsaufwand erheblich.
Wie wirkt sich das auf die Fertigungssteuerung aus?
Früher mussten Änderungen manuell und vor Ort in der Fertigung umgesetzt werden, was ineffizient war. Jetzt können wir Änderungen digital und sofort an die richtige Stelle kommunizieren, was Fehler und Verzögerungen vermindert.
Abgesehen von der Digitalisierung, welche weiteren nachhaltigen Initiativen haben Sie umgesetzt?
Seit 2017 haben wir ein durch EFRE-Mittel (Europäischer Fonds für regionale Entwicklung; Anm. d. Red.) unterstütztes Förderprogramm zur Digitalisierung und Nachhaltigkeit durchgeführt. Die Anfangsinvestition lag bei rund zwei Millionen Euro. Wir haben in energieeffiziente Maschinen und Produktionsprozesse investiert, darunter auch die Umstellung unserer Beleuchtung auf LED. Wir führen regelmäßig eine CO2-Bilanzierung durch und messen seit drei Jahren unseren Energieverbrauch pro produziertes Ventil. Dies wird auch im Rahmen einer Zertifizierung auf Unternehmensebene unterstützt.
Gibt es spezielle Schulungsmaßnahmen für Ihre Mitarbeiter in Bezug auf Nachhaltigkeit?
Ja, wir führen regelmäßig Schulungen durch und haben ein integriertes Managementsystem für Arbeitssicherheit, Umweltschutz und Gesundheit. Zudem fördern wir das Bewusstsein für Nachhaltigkeit durch Initiativen wie die Unterstützung lokaler Bienenzüchter.
Wie gestalten Sie Ihre Lieferkette nachhaltig?
Wir beziehen über 90% unserer externen Materialien aus der Region, was die Transportwege minimiert und unsere CO2-Bilanz verbessert. Auch wenn einige Komponenten aus weiter entfernten Orten stammen, bilden diese nur einen sehr kleinen Anteil unserer Gesamtlieferkette.
Angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen, wie vereinbaren Sie Wirtschaftlichkeit mit nachhaltigem Handeln?
Digitalisierung und Automatisierung haben uns signifikante Einsparungen ermöglicht, insbesondere durch Effizienzsteigerungen in den Produktionsprozessen. Diese Verbesserungen haben es uns erlaubt, die gleiche Menge mit weniger Personal zu produzieren und gleichzeitig Ressourcen zu sparen. Tatsächlich führen diese Technologien nicht zu zusätzlichen Kosten. Im Gegenteil, wir sparen beispielsweise erheblich durch den Wegfall von Druckkosten. Allein die Umstellung unseres Marketings von traditionellen Printmedien auf digitale Formate hat zu einer sechsstelligen Einsparung geführt.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft in Bezug auf Nachhaltigkeit?
Wir streben an, unsere Nachhaltigkeitsinitiativen weiter zu vertiefen und unsere Technologien stetig an die Anforderungen des Marktes und der Umwelt anzupassen. Unser Ziel ist es, weiterhin effizient und umweltbewusst zu agieren, während wir innovative Lösungen für die Industrie bieten. Ein konkretes Ziel ist es, unseren CO2-Fußabdruck sowohl unternehmensweit als auch produktbezogen zu verbessern. Wir planen eine erste Zertifizierung in diesem Bereich, um herauszufinden, wie relevant diese für unsere Kunden ist und welche Standards sie bevorzugen.
Wie steht es um den Einsatz erneuerbarer Energien in Ihrer Produktion?
Wir haben die Wirtschaftlichkeit einer eigenen Solaranlage geprüft, sehen jedoch aktuell noch keine attraktiven Bedingungen für eine Umsetzung. Trotzdem behalten wir die Entwicklungen im Bereich der erneuerbaren Energien im Blick.
Und wie geht es mit der Digitalisierung und Automatisierung weiter?
Die Digitalisierung und Automatisierung sind kontinuierliche Prozesse. Wir verbinden bisher unabhängige Systeme und optimieren fortlaufend unsere Prozesse. Auch die enge Zusammenarbeit mit regionalen Zulieferern ist für uns wichtig, insbesondere in Krisenzeiten, um die Lieferkette aufrechtzuerhalten.
Beschäftigen Sie sich auch mit künstlicher Intelligenz (KI)?
Ja, wir haben bereits Testprojekte durchgeführt und erkunden, wie wir unsere umfangreichen Datenbestände durch KI analysieren können. KI sehen wir als Unterstützung zur Verbesserung der Effizienz unserer Prozesse, nicht als Ersatz für menschliche Arbeitskräfte. KI dient uns vor allem dazu, schneller und strukturierter zu arbeiten. Zukünftig verwenden wir möglicherweise KI, um physikalische Parameter eines Regelungsprozesses zu ermitteln und den Kunden optimale Produkte vorzuschlagen. Dennoch bleibt die persönliche Kundenberatung ein zentraler Bestandteil unserer Dienstleistung.