Sie sind seit Kurzem President Valves bei der KSB Group. Was reizt Sie besonders an dieser neuen Rolle – und welche Akzente möchten Sie setzen?
Die Möglichkeit zur ganzheitlichen Gestaltung des Armaturengeschäfts reizt mich besonders. Zudem stehen wir mit unserer Armaturen-Organisation an einem wichtigen Übergang. Wir haben einige sehr erfolgreiche, lokal agile und in ihrer Technologie führende Einheiten in unserem Verbund. Deren Geschäft zu internationalisieren und zu einem weltweit verfügbaren Portfolio zu verbinden, ist eine unserer höchsten Prioritäten.
Welche Veränderungen bringen Sie in der Organisation oder im Produktportfolio der Armaturensparte mit auf den Weg?
Die bereits genannte Anwendungsorientierung wird sich auch in der Organisation und der Weiterentwicklung unseres Produktportfolios widerspiegeln. Bei letzterem spreche ich übrigens lieber von einem „Lösungsportfolio“. In vielen Märkten ist es längst nicht mehr allein das physische Produkt, also die Hardware und die Technik, worauf es den Kunden ankommt. Die Abwicklungskompetenz, insbesondere im Hinblick auf eine kundenindividuelle Dokumentation, ist nahezu genauso wichtig. In anderen Bereichen spielt die Bereitstellung von digitalen Daten für die Planung und spätere Betriebsüberwachung eine wichtige Rolle. Insgesamt werden wir uns daher in Zukunft viel stärker die Frage stellen, wo der Kundennutzen unserer Leistungen liegt, und unsere Aktivitäten in Bezug auf Organisation und Leistungsangebot stärker daran ausrichten.
Mit Ihrer neuen Funktion als stellvertretender Vorsitzender der Fachabteilung Industriearmaturen beim VDMA übernehmen Sie auch eine wichtige Branchenfunktion. Wie wollen Sie diese Position nutzen, um die Branche voranzubringen?
Die Geschwindigkeit und Pauschalität, mit der zurzeit aus Berlin und Brüssel neue Vorgaben und Regulierungen auf Industrieunternehmen einprasseln, stellen eine große Herausforderung für die gesamte Branche dar. Im VDMA-Vorstand für Industrie- als auch für die gebäudetechnischen Armaturen haben wir daher als oberste Priorität die frühzeitige Beteiligung an den politischen und regulatorischen Entscheidungsprozessen definiert. Hierbei geht es NICHT um die Bewahrung eines „Status quo“. Natürlich kümmern wir uns auch um die großen gesellschaftspolitischen Herausforderungen wie den Umweltschutz, etwa durch entsprechenden Materialeinsatz oder Recycling-bzw. Rücknahmeprozesse. Wir treiben diese ja sogar, wie bei der Sicherheit der Energieversorgung, durch die Bereitstellung effizienterer und intelligenterer Lösungen, voran. Wir müssen aber dafür sorgen, dass die relevanten Informationen in die Entscheidungsprozesse eingehen.
Neben dem regulatorischen Schwerpunkt gibt es aber noch eine Vielzahl weiterer Themen. Unter anderem das Innovationsmanagement oder Themen der „Corporate Social Responsibility“, zu denen wir als Großunternehmen bereits viele Lösungsansätze realisiert haben. Hier können wir die Branche über einen Erfahrungsaustausch in den verschiedenen Gremien des VDMA schnell und zielgerichtet voranbringen.
Welche Synergien sehen Sie zwischen Ihrer Arbeit bei KSB und Ihrer Rolle beim VDMA – gerade im Hinblick auf technische Standards, Nachhaltigkeit oder Innovation?
Als internationales Unternehmen sind wir in Europa, aber auch weltweit in vielen spezifischen Gremien und länderübergreifenden Normenausschüssen vertreten. Dadurch können wir Trends zu diesen Themen sehr früh erkennen und in die Themenverfolgung beim VDMA einbringen.
Beispiel „Product Carbon Footprint“ – hierzu haben wir in Frankreich, getrieben durch viel stringentere Vorgaben im Land, schon sehr früh Kompetenzen aufgebaut, die wir nun innerhalb von KSB weltweit ausrollen. Im VDMA haben wir zu dem Thema in diesem Jahr einen Arbeitskreis initiiert, um ein einheitliches Vorgehen für die Branche zu definieren und auch kleineren Unternehmen einen „Werkzeugkasten“ zur Verfügung zu stellen. Beispiel „Innovationsmanagement“ – hierzu bringen wir uns mit unseren eigenen Experten beim VDMA ein, profitieren aber auch von den Methoden und Instrumenten der Marktbeobachtung, die der VDMA hierzu in den vergangenen Jahren aufgebaut hat.
Ein zunehmend bedeutendes Feld ist der Wasserstoffmarkt. Welche Rolle spielt KSB aktuell in diesem Zukunftsbereich, und welche Potenziale sehen Sie mittelfristig für Ihr Unternehmen?
Dieses Thema hat bei KSB einen strategischen Fokus, sowohl im Pumpen- als auch im Armaturenbereich. Durch gezielte Teilnahme an Fachkonferenzen und Messen positionieren wir uns in diesem Markt als ein Anbieter, der beispielsweise im Bereich der Wasserstoffelektrolyse mit einem breiten Produktportfolio einen großen Prozessbereich bedienen kann. Dabei deckt unser Portfolio auch die Entwicklung von Anlagen hin zu größeren Mengen / Nennweiten und Druckbereichen ab. Mittlerweile bedeutet dieser Markt für uns nicht nur ein Potenzial, sondern wir beliefern bereits konkrete Projekte, zum Beispiel im Bereich der alkalischen Elektrolyse mit unseren ausgekleideten Membranventilen oder im Bereich der Gastrennung mit unseren Klappen.
Interessant für uns wird es, wenn es zukünftig in höhere Druck- und Temperaturbereiche, zum Beispiel bei der Hochtemperaturelektrolyse, geht. Hier können wir unsere Kompetenz in Bezug auf Materialien und auch Fertigungsverfahren wie „Selektives Laserschmelzen“, also ein „additives Verfahren“, nutzen, um zusammen mit Kunden oder Kooperationspartnern neue Lösungen zu entwickeln.