Hintergründe der Entwicklung einer europäischen Wasserstoffstrategie und Entstehung der Europäischen Wasserstoffbank
Mit dem European Green Deals von Dezember 2019 verfolgt die EU-Kommission das ehrgeizige Ziel, Europa bis 2050 zur ersten klimaneutralen Region der Welt zu machen. Grüner Wasserstoff spiele für den Paradigmenwechsel eine Schlüsselrolle, so die Kommission im Juli 2020. Das Energiesystem müsse stärker integriert und somit nachhaltiger werden (75 % der Treibhausgase werden von diesem verursacht).
- Europäische Wasserstoffstrategie und European Clean Hydrogen Alliance 2020
Laut der Wasserstoffstrategie „A hydrogen strategy for a climate-neutral Europe" soll zwischen 2025 und 2030 eine Elektrolyseleistung von 40 GW mit einer jährlichen Produktionsleistung von rund 10 Mio. t grünem Wasserstoff installiert werden. Die Gründung der „European Clean Hydrogen Alliance“, ein Zusammenschluss von Politik und Industrie, war ein erster Versuch, die Investitionen in den Wasserstoffhochlauf zu koordinieren.
- „Klimazielplan für 2030“ im September 2020 ausgegeben
Der „Klimazielplan für 2030" als wichtiges Etappenziel des Green Deal sieht vor, bis zum Ende der 2020er Jahre die europäischen Treibhausgasemissionen um 55 % gegenüber dem Niveau von 1990 zu reduzieren. Konkretisiert wurden die Pläne mit einem Gesetzespaket im Juli 2021, mit dem die EU-Kommission das erklärte Ziel ausgab, die Nachfrage nach und die Produktion von Wasserstoff zu fördern. Das im Dezember folgende „Wasserstoffpaket“ fokussiert den Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur.
- Ukraine-Krieg: Trendwende 2022 mit „REPowerEU"
Der Beschluss „REPowerEU“ vom März 2022 markierte unter dem Eindruck des russischen Angriffs auf die Ukraine eine Trendwende: Die Versorgungssicherheit und Energieunab-hängigkeit rückten in den Vordergrund. Es folgten Pläne zur Diversifizierung der Energieimporte, wozu auch LNG zählen.
- Aufbau einer Wasserstoffbank als Lösung des Henne-Ei-Problems
Mit zunehmendem Fokus auf dem Thema Wasserstoff sehen sich insbesondere die Industrie- und Energiebranche mit der Frage nach lohnenden und sicheren Investitionsmöglichkeiten konfrontiert: Wenn potenzielle Hersteller und Netzbetreiber in Produktion, Speicherung oder Transport von Wasserstoff investieren, bleibt offen, ob für ihr Angebot am Ende überhaupt eine Nachfrage besteht – und falls ja, ob diese ausreicht. Zudem herrscht Unsicherheit in Bezug auf ungeklärte rechtliche Fragestellungen, insbesondere im Fernleitungsnetzbereich.
Produzenten und Netzbetreiber fürchten, mit solchen „stranded assets" viel Geld zu verlieren. Auch zahlreiche Betriebe und Kommunen zeigen sich zurückhaltend mit Investitionen in entsprechende Technologien und Infrastruktur – obwohl sie Wasserstoff gerne nutzen würden. Das liegt daran, dass nicht abzusehen ist, ob auf lange Sicht genügend Wasserstoff bereitstehen wird. Mit diesem Dilemma, dem Henne-Ei-Problem, hat vor allem die Prozessindustrie zu kämpfen.