Wasserstoff für die Welt, Industrialisierung für Namibia?
Was soll mit dem Wasserstoff geschehen? Ein großer Teil soll in Ammoniak umgewandelt und exportiert werden. Bis zu 2 Mio. t will Hyphen bis 2030 auf diese Weise verschiffen. Vermutlich auch nach Deutschland, mit dem das Land seit 2021 eine „Wasserstoff-Partnerschaft“ pflegt (s.u.) und Projektpartner Enertrag mehrere Standorte betreibt. Das für die Elektrolyse notwendige Wasser soll über Meerwasserentsalzungsanlagen aus dem nahegelegenen Atlantik kommen. Der Energiebedarf der Entsalzung mache dabei laut BMBF nur rund 1 % der Produktionskosten des Wasserstoffs aus. Auch deshalb besitze das Vorhaben für weitere Projekten in trockenen Regionen der Welt Modellcharakter.
Nach übereinstimmenden Angaben von Hyphen und der namibischen Regierung ist das Großprojekt nur der erste Schritt in der namibischen Wasserstoffstrategie. 2022 hatten Vertreter des Landes auf der COP27 in Ägypten bekanntgegeben, dass der Staat in Südafrika bis 2050 zwischen 10 und 12 Mio. t grünen Wasserstoff produzieren wolle. McKinsey schätzt, dass dabei Gestehungskosten von 1,50 US-Dollar/kg zu erzielen seien. Doch von dem Wasserstoff-Boom erhofft sich Namibia nicht nur Umsätze, sondern auch Industrialisierung, Infrastruktur und Arbeitsplätze.
Letztere will auch Hyphen liefern: Zunächst sollen bis zu 15.000 Arbeitskräfte für den Bau des Projektes beschäftigt werden, später sollen 3.000 Menschen im Umfeld des Energie- und Wasserstoffparks arbeiten. Dabei ist es ein erklärtes Ziel der Betreiber, 90 % davon aus Namibia selbst zu rekrutieren. Des Weiteren sollen die Elektrizitätsanlagen mehr Strom produzieren, als für die Wasserstoffgewinnung nötig ist, damit ein Teil den umliegenden Städten zur Verfügung gestellt oder gar nach exportiert werden kann. Zudem sollen 30 % der für das Projekt benötigten „Waren, Dienstleistungen und Materialien“ lokal beschafft werden.