Ein weiteres zentrales Problem ist die Dichtigkeit. Kryogene Flüssigkeiten wie flüssiger Wasserstoff oder Helium sind extrem flüchtig, was bedeutet, dass selbst kleinste Leckagen zu Verlusten führen können. Hinzu kommt, dass viele dieser Gase hochreaktiv oder brennbar sind, was das Risiko von Explosionen oder anderen gefährlichen Vorfällen erhöht. Dichtungen in der Kryotechnik müssen also extrem geringe Leckraten aufweisen und in der Lage sein, diese auch bei Temperaturschwankungen aufrechtzuerhalten.
Darüber hinaus müssen die verwendeten Dichtungen eine hohe chemische Beständigkeit aufweisen, um den aggressiven Bedingungen standzuhalten. Flüssiges Sauerstoff und andere kryogene Gase können mit verschiedenen Materialien reagieren und diese chemisch angreifen. Deshalb kommen spezielle Werkstoffe zum Einsatz, die nicht nur gegen tiefe Temperaturen, sondern auch gegen chemische Einflüsse resistent sind.
Materialwahl und Dichtungstechnologien
Für Dichtungen in der Kryotechnik werden bevorzugt Materialien verwendet, die auch bei extremen Temperaturen ihre Elastizität beibehalten. Zu den häufigsten Materialien gehören Polytetrafluorethylen (PTFE), Fluorpolymere wie FEP und PFA sowie spezielle Elastomere. Diese Materialien bieten nicht nur eine hohe Flexibilität bei tiefen Temperaturen, sondern sind auch beständig gegenüber vielen Chemikalien, was sie für kryogene Anwendungen besonders geeignet macht. PTFE etwa hat einen Betriebstemperaturbereich von -200 °C bis +260 °C und zeigt dabei eine hervorragende chemische Beständigkeit gegenüber den meisten kryogenen Flüssigkeiten.
Federbelastete Dichtungen sind eine weitere wichtige Technologie in der Kryotechnik. Diese Dichtungen nutzen eine Spiralfeder aus Materialien wie Edelstahl oder Elgiloy, um auch bei niedrigen Temperaturen konstanten Druck aufrechtzuerhalten. Solche Dichtungen kommen insbesondere in dynamischen Anwendungen zum Einsatz, bei denen die Dichtungen wiederholten Druck- und Temperaturwechseln ausgesetzt sind. Die Feder sorgt dafür, dass sich die Dichtung an Veränderungen in der Umgebung anpassen kann und dabei stets dicht bleibt. Die Kombination aus Elastomeren und federbelasteten Systemen ermöglicht es, Leckagen zu minimieren und die Lebensdauer der Dichtungen zu verlängern.