Investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben
Angesichts künftiger Krisensituationen wie der Corona-Pandemie oder politischer Konflikte sind extrem volatile Preisentwicklungen im Energiebereich zu erwarten. Klar ist: Je weniger Energie verbraucht wird, desto besser für die Unternehmen. Doch wie gelingt die Dekarbonisierung? Es gilt, Anlagen ganzheitlich zu betrachten, um Energieverbräuche und Optimierungspotenziale zu identifizieren. Das Ziel einer solchen Analyse muss ein Fahrplan sein, der heute zeigt, welche Investitionen nötig sind, um künftig wettbewerbsfähig und autark zu sein und wirtschaftlich Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
Ein solcher Fahrplan beginnt mit der Transparenz über alle Verbräuche. Im industriellen Bereich ist dies komplex, da hier die Ausfallsicherheit in verschiedenen Bereichen gewährleistet sein muss und gleichzeitig Wärme- und Kälteverbräuche auftreten. Die Energieerzeugung muss angepasst werden, wenn beispielsweise der Gesamtverbrauch durch die Modernisierung der Gebäudehülle reduziert wird.
Ganzheitlicher Ansatz für die Dekarbonisierung
Um diesen ganzheitlichen Ansatz bei einem Dekarbonisierungsprojekt zu verfolgen, brauchen Anlagenbetreiber die Unterstützung erfahrener Ingenieurinnen und Ingenieure, die alle relevanten Faktoren berücksichtigen können. Ein bewährtes Konzept basiert auf drei Grundsätzen:
- Verbessert werden können nur Systeme, die gemessen werden können.
- Die beste Kilowattstunde ist die, die nicht verbraucht wird.
- Alle unvermeidbaren Verbräuche müssen größtenteils durch erneuerbare Energiequellen gedeckt werden.
Ein Energiemanagementsystem zur zentralen Erfassung und Auswertung von Energieflüssen ist notwendig, um die Messbarkeit herzustellen. Die daraus gewonnenen Daten ermöglichen die Bestimmung von Energie- und Kostenströmen. Strom-, Wärme-, Wasser- oder Gasverbräuche werden in einem Energiefluss-Diagramm transparent dargestellt, und jedem Verbraucher werden Kosten- und CO2-Emissionen zugeordnet.
Förderungen als Unterstützung
Nach der Bestandsanalyse folgen die Entwicklung und Priorisierung technologischer Maßnahmen zur nachhaltigen THG-Reduzierung, die in einem Dekarbonisierungsfahrplan festgehalten werden. Eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung sorgt für Planungssicherheit, wobei Fördermittel von Bund und Ländern die Wirtschaftlichkeit erhöhen können. Seriöse Konzepte planen jedoch nicht fest mit diesen Mitteln, da ein Fördermittelstopp nicht die gesamte Strategie gefährden darf. Maßnahmen müssen sich auch ohne Förderungen lohnen.
Vorreiter sein oder abgehängt werden
Die industrielle Transformation hin zu einem klimaschonenden Betrieb mag auf den ersten Blick Kosten verursachen, ist aber notwendig für die Zukunftsfähigkeit. Unternehmen, die weiterhin auf fossile Energieträger setzen, werden mit steigenden Kosten und sinkenden Margen konfrontiert sein. Zukünftig könnte die verpflichtende Ausweisung der THG-Bilanz notwendig werden. Transparenz über Verbräuche muss ohnehin hergestellt werden.
Industrielle Unternehmen sollten die Steigerung ihres Autarkiegrades als Chance sehen. Sinnvolle und zielgerichtete Investitionen werden sich auszahlen, ähnlich wie die Anschaffung neuer Produktionsanlagen. Die aktuelle Möglichkeit, sich mit Fördermitteln auf den Weg zur THG-Neutralität zu machen, sollte genutzt werden. Wer jetzt handelt, wird zum Vorreiter; wer zögert, riskiert, abgehängt zu werden.