Der fortlaufende Einsatz des Systems und die kontinuierliche Sammlung von Daten führen zu tieferen Einblicken und verbesserten Vorhersagen. „Der große Vorteil der künstlichen Intelligenz besteht darin, dass sie sich kontinuierlich selbst optimiert. Der Algorithmus lernt hinzu und versteht das Gebiet im Laufe der Zeit immer besser“, betont Benjamin Mewes, Gründer von Okeanos. „Die Digitalisierung führt nicht nur zu schnelleren Entscheidungen, sondern auch zu langfristigen Verbesserungen in den Hochwasserschutzkonzepten.“ Durch das akkumulierte Wissen können besonders gefährdete Bereiche gezielter geschützt werden.
Schnell installiert und förderfähig
Sobald die Positionen der Messstellen festgelegt sind, lässt sich das Frühwarnsystem Netilion Flood Monitoring innerhalb eines Tages installieren. Die meisten Sensoren des Systems sind batteriebetrieben und benötigen keine spezielle Infrastruktur, wie etwa Eingriffe in die Gewässerstruktur, das Anlegen von Gewässerquerschnitten oder das Errichten von Pegelhäuschen. Somit entfallen umfangreiche Baumaßnahmen und die Notwendigkeit von Genehmigungen für die Installation. Die Sensoren können einfach an bestehenden Strukturen wie Rohrleitungen, Brücken, Unterführungen, Mauern oder Straßen montiert werden. Zudem wird das System so konzipiert, dass es bestehende Messstationen, wie staatliche Pegelmessstellen, in seine Analyse einbezieht.
Von Beginn an, direkt nach der Installation der Sensoren, liefert das Hochwasserschutzsystem verlässliche Daten. Darüber hinaus ist die Finanzierung des Systems förderfähig, was bedeutet, dass Kommunen staatliche Zuschüsse beantragen können, um die Effektivität ihres Hochwasserschutzes zu steigern.
Erfolgreicher Einsatz im Schwarzwald
In Lenzkirch ist Netilion Flood Monitoring bereits im Einsatz. Die Gemeinde im Schwarzwald wurde zuletzt 2018 von einer Überschwemmung überrascht, die Schäden in Höhe von mehreren hunderttausend Euro anrichtete. Die Ortschaft befindet sich in einer Kessellage, umgeben von Bergen und Hügeln. Zusätzlich fließen zwei Flüsse mitten durch den Ort. „Im Falle eines Starkregen ist die Gefahr groß und die Vorlaufzeit gering“, sagt Andreas Graf. Der Bürgermeister von Lenzkirch erinnert sich an das Hochwasser von 2018: „Damals ist das Wasser unheimlich schnell angestiegen, was an einem Unwetter mit gleichzeitiger Schneeschmelze lag.“