Diffusionsmessungen mit Hilfe einer Permeationszelle zeigten zudem, dass nicht nur kaum Wasserstoff in den Werkstoff eindringt, sondern dass auch keine messbare Diffusion durch das Material erfolgt. Die Legierung kann somit als Barriere gegenüber einem Wasserstoffeintrag bzw. einem -durchgang gesehen und daher für dichtende Bauteile im Bereich der Wasserstofftechnologie in Frage kommen. Denkbar sind dabei auch Werkstoffkombinationen, die sich über Plattierprozesse realisieren lassen. (6) (7)
Sicherheit und Umwelt
Im Zusammenhang mit Beryllium-haltigen Legierungen wird immer wieder die Frage nach sicherheits- oder umwelttechnischen Aspekten bzw. Einschränkungen gestellt, auf die an dieser Stelle kurz eingegangen werden soll.
Grundsätzlich gilt, dass die Verwendung von Kupfer-Beryllium-Legierungen von keinem Land weltweit verboten oder eingeschränkt ist.
Kupfer-Beryllium-Legierungen wurden in den endgültigen EU-Richtlinien über Altfahrzeuge (ELV), zur Beschränkung der Verwendung bestimmter gefährlicher Stoffe in Elektro- und Elektronikgeräten (RoHS) oder über Elektro- und Elektronik- Altgeräte (WEEE) nicht aufgenommen oder gar begrenzt. Eine von der Europäischen Kommission in Auftrag gegebene Evaluierung gelangte zu der Empfehlung, Beryllium nicht in die RoHS-Liste aufzunehmen und entsprechende Legierungen in Elektro- und Elektronikgeräten (EEE) weiterhin zu erlauben.
Beryllium und Berylliumoxid wurden in REACH registriert. Beryllium ist aber nicht auf der Liste der besonders besorgniserregenden Stoffe (SVHC) aufgeführt, die für eine Zulassung in Frage kommen. Beryllium wurde 2011/2012 im Rahmen von REACH überprüft. Die deutsche BAuA führte diese Überprüfung durch und kam zu dem Schluss, dass bei der Endverwendung von Beryllium kein Risiko besteht, sondern nur bei industriellen Prozessen. BAuA und die EU kamen zu dem Schluss, dass ein verbindlicher Arbeitsplatzgrenzwert ausreicht, um das Risiko zu mindern.
Dieser verbindliche Arbeitsplatzgrenzwert (OEL) ist seit 2019 in der CAD/CMRD-Richtlinie über chemische Arbeitsstoffe und Richtlinie über Karzinogene und Mutagene festgelegt. Für verschiedene Fertigungsverfahren existieren zusätzlich entsprechende Empfehlungen hinsichtlich Technologie und Durchführung. (8)
An dieser Stelle sollte noch erwähnt werden, dass Beryllium zu den derzeit von der Europäischen Kommission als kritisch eingestuften Rohstoffen zählt. Als „kritisch“ (Critical Raw Materials) werden Materialien dann genannt, wenn die Risiken für Versorgungsengpässe und/oder deren Auswirkungen auf die Wirtschaft im Vergleich zu den meisten anderen Materialien hoch sind, da diese Materialien nicht einfach durch andere Werkstoffe substituiert werden können.
Zusammenfassung
Kupfer-Beryllium-Legierungen zeichnen sich durch ein außergewöhnliches Eigenschaftsprofil aus, das sie besonders vielseitig macht. Diese Legierungen verbinden extrem hohe Festigkeiten über einen breiten Temperaturbereich mit speziellen Reibeigenschaften, hoher Korrosionsbeständigkeit, sowie exzellenter Spannungsrelaxations- und Verschleißbeständigkeit. Zugleich behalten sie die typisch guten Leitfähigkeitseigenschaften von Kupferbasislegierungen bei.
Dank der Einhaltung von REACH und RoHS-Richtlinien während der Produktion sind diese Werkstoffe weltweit verfügbar und uneingeschränkt einsetzbar. Erweiterte Versuchsprogramme haben zudem gezeigt, dass Kupfer-Beryllium-Legierungen eine hohe Beständigkeit gegen Wasserstoffversprödung aufweisen und effektiv als Barriere gegen den Eintrag und die Diffusion von Wasserstoff dienen können. Diese Eigenschaften machen sie zu einer sicheren Wahl für Anwendungen in wasserstoffreichen Umgebungen.
Aufgrund dieses umfangreichen und vorteilhaften Eigenschaftsprofils finden Kupfer-Beryllium-Legierungen bereits heute breite Anwendung in zahlreichen Industriebereichen, einschließlich der Dichtungstechnik. Ihre Beständigkeit und Barrierewirkung in wasserstoffhaltigen Atmosphären bieten zudem erhebliches Potenzial für neue Anwendungen in der von politischer Seite zunehmend geförderten Wasserstofftechnologie. Dies spiegelt sich in der ständigen Entwicklung neuer Einsatzmöglichkeiten wider, was die Bedeutung und den Wert dieser Legierungen in aktuellen und zukünftigen technologischen Anwendungen unterstreicht.