Im Rahmen von Inline-Inspektionen (ILI) werden in Rohrleitungen sogenannte Inspektionsmolche eingesetzt. Auf Grundlage unterschiedlicher Technologien können sie spezifische Schäden wie Risse, Lecks oder Korrosion lokalisieren und identifizieren. Bei einigen Inspektionen werden in der Analyse der gewonnenen Daten KI-Technologien wie die "Data Fusion" eingesetzt, die die Sensorsignale mittels sogenannter "neuronaler Netze" verarbeiten. So können aus großen Datenmengen spezifische Korrosions- oder Rissmuster abgeleitet und das Integritätsmanagement verbessert werden.
Einsatz intelligenter Messtechniken: zwei Beispiele
Bei der Magnetic Flux Leakage-Technik (MFL) wird in Rohrleitungen aus ferritischem Stahl mithilfe eines starken Dauermagneten ein Magnetfeld erzeugt. Die MFL-Sensoren erfassen bestehende Lecks, indem sie mittels Messung den Ort identifizieren, an dem der magnetische Fluss „gestört“ ist (magnetisches Flussleck) und speichern diese Information im Elektronikmodul. Einsetzbar ist diese Technologie innerhalb von Rohrleitungen, die Gase, Flüssigkeiten oder mehrphasigen Produkte befördern.
Zur Ortung und Identifizierung von Rissen oder anderen strukturellen Abweichungen eignet sich insbesondere die Ultraschallprüfung (UT). Bei dieser Technologie sendet ein Ultraschall-Sensor ultrahochfrequente Schallimpulse durch das Medium hindurch in die Rohrwand hinein, um mittels des Reflexionsverhaltens Erkenntnisse zu vorliegenden Schäden, anderen Anomalien oder zur Wanddicke zu gewinnen.
2. Inspektion nicht-molchbarer Leitungen und Dükerpeilung
Inline-Inspektionen (ILI) mit Molchen zur Bewertung der Leitungsintegrität eigenen sich nicht für alle Rohrleitungssysteme oder Pipelines. So können auftretende Durchmesseränderungen, starke Bögen (z. B. bei Dükern) oder einragende Bauteile einen freien Durchgang eines Molches verhindern. In dem Fall sind andere Untersuchungsmethoden zur Überprüfung der Pipelineintegrität oder von Schäden erforderlich.
Neues CMI-basiertes Verfahren ermöglicht oberirische Inspektion
Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches e.V. (DVGW) hat im vergangenen Jahr gemeinsam mit mehreren Kooperationspartnern das Forschungsprojekt „Korrosionsschutz neu“ ins Leben gerufen. Mithilfe der in Deutschland entwickelten Technologie, die auf Current Magnetometry Inspection (CMI) beruht, wird derzeit eine geeignete Alternative zur kostspieligen Freilegung nicht-molchbarer Rohrleitungen untersucht.
Die Methodik soll dabei „in einem einzigen Messdurchgang die Erfassung von
Fehlstellen und deren Korrosionszustand ermöglichen“, beschreibt der DVGW das Ziel des Projekts. „Darüber hinaus ergeben sich mit der Umrüstung auf Wasserstofftransport weitere Fragestellungen, wie zum Beispiel die Zustandsbewertung der Rohrleitung, welche mit CMI effizient beantwortet werden können.“
Die magnetische Vermessung zur Ortung von Korrosion oder Lecks kann von der Oberfläche aus, bis in große Tiefen, ferngesteuert und im laufenden Betrieb durchgeführt werden. CMI nutzt einen künstlich angelegten Wechselstrom, um präzise Magnetfeldmessungen unabhängig von Umgebungsbedingungen zu ermöglichen. Die Wechselströme werden dabei als sogenanntes Mehrfrequenzsignal auf die Rohrleitung aufgebracht.