Sicherheit hat oberste Priorität
Darüber hinaus benötigen Wasserstoff-BHKW ein ausgeklügeltes System aus Sicherheitsventilen – insbesondere aufgrund der weiten Zündgrenzen von Wasserstoff (4 bis 76 Volumenprozent in Luft) und der sehr niedrigen Zündenergie, die erforderlich ist, um das Gas zu entflammen. Benötigt werden daher Schnellschlussventile, die bei Störungen die Wasserstoffzufuhr in Sekundenbruchteilen unterbrechen, Überdruckventile zum Schutz vor unzulässigen Druckanstiegen sowie Rückschlagsicherungen, die einen Flammenrückschlag in die Versorgungsleitung verhindern.
In der Motor- und Brennstoffaufbereitung sollen hitzebeständige Zylinderkopfarmaturen ungewollte Zündungen verhindern. Das Einspritzsystem benötigt hier präzise Einspritzdüsen für eine kontrollierte Verbrennung. Besonders kritisch sind Brennstoffzufuhrleitungen und die Gemischaufbereitung: Hier müssen die Armaturen nicht nur absolut dicht sein, sondern auch genaue Regelcharakteristiken aufweisen, die ein optimales Luft-Wasserstoff-Gemisch gewährleisten. Wichtig ist, dass die Regelventile dabei unter stark schwankenden Betriebsbedingungen eine gleichbleibende Leistung liefern.
Retrofitting oder Neubeschaffung?
Bei der Umstellung bestehender BHKW-Anlagen auf Wasserstoff stellt sich für Betreiber oft die Frage: Retrofitting oder kompletter Austausch der Armaturen? Die Antwort hängt maßgeblich vom geplanten Wasserstoffanteil ab. Grundsätzlich gilt, dass bei einem Wasserstoffanteil von bis zu 30 Prozent in der Regel ein Retrofitting bestehender Erdgasarmaturen möglich ist. Liegt der Anteil zwischen 30 und 75 Prozent, sind oft umfassendere Anpassungen erforderlich, während bei einem Wasserstoffanteil über 75 Prozent meist eine Neubeschaffung der Armaturen empfehlenswert ist.
Entscheidend für diese Grenzwerte sind die Anforderungen aus dem mechanischen Explosionsschutz durch den Gasgruppenwechsel. Nach Untersuchungen der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) verhält sich die Grenzspaltweite nahezu linear zum Verhältnis der Stoffe Erdgas bzw. Wasserstoff: Ab etwa 30 Prozent Wasserstoffbeimischung erfolgt der Wechsel der Explosionsuntergruppe von IIA zu IIB und bei rund 75 Prozent der Wechsel von IIB zu IIC.
Dieser Wechsel hat Auswirkungen auf die Anforderungen der Armaturen. Bei einer höheren Wasserstoffkonzentration besteht eine größere Gefahr, dass etwa an Spindelabdichtungen bei häufiger und schneller Betätigung zu viel Hitze erzeugt wird, was eine Entzündung des brennbaren Mediums hervorrufen könnte. Um dies zu vermeiden, müssen unter anderem die Spaltmaße verringert werden, um eine Flammenausbreitung zu unterbinden.
Ausblick: Standardisierung als Schlüssel zum Erfolg
Die Zukunft der Wasserstoff-BHKW wird maßgeblich von der Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der eingesetzten Armaturen abhängen, denn am Ende steht und fällt jedes Wasserstoffprojekt mit der Qualität seiner Komponenten. Für die weitere Entwicklung des Marktes ist jedoch eine bessere Standardisierung notwendig. Derzeit arbeiten verschiedene Normungsgremien an spezifischen Standards für Wasserstoffarmaturen. Die vom Bundeswirtschaftsministerium initiierte „Normungsroadmap Wasserstofftechnologien" adressiert dabei explizit den KWK-Bereich.
Die Valve World Expo wird in diesem Zusammenhang zu einem wichtigen Branchentreffpunkt, um den Austausch zwischen Herstellern, Anwendern und Normungsexperten zu fördern. Mit zahlreichen Fachvorträgen, Produktpräsentationen und einer breiten Auswahl an Wasserstoffarmaturen bietet die Messe im Dezember 2026 einen Überblick über den aktuellen Stand der Technik.
Weitere Informationen zur Valve World Expo 2025 finden Sie unter www.valveworldexpo.com