Armaturen für den Wandel der Chemieindustrie

Immer effektivere, nachhaltigere und sicherere Komponenten benötigt die Chemieindustrie, um die aktuellen Herausforderungen zu meistern. Eine Entwicklung, die gleichzeitig auch der Armaturen-, Antriebs- und Automationsbranche enorme Chancen eröffnet – die sie gerne annimmt. Denn dann ist sie wieder ganz in ihrem Element.

Die Auswirkungen von Energie- und Rohstoffpreisen, Lieferkettenrisiken, Nachhaltigkeit, zunehmender Regulierung und Digitalisierung spürt die Chemieindustrie deutlich. Viele Hebel müssen gleichzeitig angesetzt werden – verlässliche Partner sind für die Bewältigung unerlässlich.

Investitionen in neue Lösungen
Die Chemieunternehmen finden verlässliche Partner beispielsweise bei der Armaturenbranche. Denn die beherrscht die Materie – und investiert selbst kontinuierlich in die Entwicklung neuer Produkte und Lösungen für die Chemieindustrie. Und wenn erforderlich auch in neue Mitarbeitende. Zum Beispiel Hartmann Valves: Für das Unternehmen besitzt die Chemiebranche einen hohen Stellenwert, was sich auch in Investitionen ausdrückt. „Wir haben uns im Bereich der Armaturen für die Chemie- und Petrochemie in den letzten Jahren personell verstärkt“, erklärt Hartmann Valves. Die Vertriebsaktivitäten wurden weiter erhöht.

Zunehmend arbeitet Hartmann Valves mit seiner Forschungs- und Entwicklungsabteilung auch an Lösungen, wie beispielsweise an einem Kugelhahn mit integriertem Heizmantel. Grundsätzlich sei das Ziel, „mit unserem metallisch gasdichten Kugelhahn, gerade bei höheren Anforderungen oder mit speziellen Funktionen erhöhte Sicherheit für unsere Kunden zu erreichen“. Auch zukünftig wolle man gemeinsam mit den Kunden aus der Chemie neue, innovative Lösungen entwickeln und in diese Produkte investieren.

Digital zu mehr Nachhaltigkeit
Dabei gewinnt die Digitalisierung von Armaturen im Chemiebereich stetig an Bedeutung hinzu – sie ist zentral für die Transformation zu Nachhaltigkeit und Effizienz. Neben Aspekten wie dem digitalen Typenschild nimmt die Digitalisierung insbesondere bei der Automatisierung von Armaturen eine immer größere Rolle ein. „Gefragt sind hier zum Beispiel automatisierte Auslesedaten von Armaturen“, berichtet Hartmann Valves.

Geprägt wird die Komponentenentwicklung von einem Trend zu intelligenten Armaturen, um die Effizienz weiter zu erhöhen. Ziel ist es, präziser zu steuern und zu regeln, wie Chemikalien verarbeitet und durch Anlagen transportiert werden. Qualitätsarmaturen verringern das Risiko von Leckagen, durch die gefährliche oder umweltschädliche Substanzen in die Umgebung gelangen könnten. Es gibt eine steigende Nachfrage nach intelligenten Armaturen, die mit Sensoren, Aktoren, Selbstdiagnose und Kommunikationsfähigkeit ausgestattet sind, berichtet Samson. Sie ermöglichen Fernsteuerung, prädiktive Wartung und Echtzeitüberwachung, was die Betriebseffizienz erheblich verbessert.

Automatisch am sichersten 
In Gefahrenbereichen der Chemieindustrie hat sich die Armaturenautomatisierung längst bewährt. „Gerade in schwer zugänglichen oder großen, komplexen Installationen spart das Arbeitszeit“, erklärt Armaturen Vertrieb Alms (AVA). Beim Einsatz in Gefahrenbereichen biete die Fernsteuerung zudem mehr Sicherheit für die Anlagenbediener. „Da unsere Armaturen zumeist in sicherheitsrelevanten Anwendungen in der Chemie oder Petrochemie eingesetzt werden, verbauen wir vornehmlich Antriebe, die bei einem Ausfall der Energieversorgung sofort in eine vorab definierte Sicherheitsstellung gehen“, erläutert AVA. Entscheidend sei, dass ein Sicherheitssystem aufgebaut wird, das im Falle eines Steuerdruckabfalls oder Verlusts der elektrischen Energieversorgung den Prozess sicher unterbricht. So könne zum Beispiel der Füllvorgang eines Kessels oder Reaktors automatisiert gestoppt werden – Sicherheitsstellung „zu“ – oder es könne eine Druckentlastung eingeleitet werden – Sicherheitsstellung „auf“.

Kurze Lieferzeiten werden in einem sich wandelnden Markt immer wichtiger. Die Armaturenbranche reagiert: So hat unter anderem AVA 2023 an seinem deutschen Hauptsitz in Ratingen in eine Vergrößerung der Lagerkapazitäten auf 11.000 Quadratmeter – mehr als das Doppelte wie zuvor – investiert. Anwender profitieren von kurzen Lieferzeiten, die durch große Lagerbestände an Standardkomponenten realisierbar sind.

Komponenten für hochbrisante Medien
Auch Bray Europe hat in den vergangenen Jahren in die chemischen und petrochemischen Märkte in Europa investiert. Zu den Investitionen gehörte die Entwicklung der neuen Produktlinie Cx Line. Diese Produktlinie ist speziell auf den chemischen und petrochemischen Markt zugeschnitten. Alle Produkte der Cx Line sind mit einem digitalen Typenschild ausgestattet, das einen einfachen Zugriff auf die wichtigsten Daten ermöglicht. Im Fokus stehen die Aspekte Sicherheit, Zuverlässigkeit und Nachhaltigkeit. 

Richter Chemie-Technik reagiert ebenfalls auf die wachsenden Ansprüche der Märkte. In diesem Jahr entwickelte das Unternehmen die Baureihe KSE weiter. Das kunststoffausgekleidete Sicherheits-Eckventil KSE 3.0 möchte eine Optimierung von Durchflussströmung und Design in Kombination mit einer vereinfachten Lagerhaltung und Montage bieten. „Eine Ventil-Performance, die den Anlagenprozess durch Effizienz und Wirtschaftlichkeit langfristig steigert“, erklärt Richter. Die PFA-Auskleidung des Sicherheitsventils KSE 3.0 verfügt über eine thermisch verarbeitete, homogene Auskleidung mit definierter Auskleidungsdicke. Das Sicherheitsventil ist für hochbrisante Gase, Dämpfe und Flüssigkeiten geeignet. 

Wasserstoff für die Chemieindustrie
Neben effizienten Komponenten und Verfahren setzt die Chemieindustrie auch auf die Verwendung von grünem Wasserstoff sowie das chemische Recycling von Kunststoffen, um die Nachhaltigkeit weiter zu erhöhen. Denn um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, benötigt die Chemiebranche dringend Wasserstoff – als Rohstoff, weil er Ausgangspunkt wichtiger chemischer Wertschöpfungsketten ist. Und auch als Energieträger.

Für den Transport des boomenden Wasserstoffes wird aber eine geeignete Infrastruktur benötigt. Daher sind Investitionen in den Pipelinebau notwendig. Unterm Strich werden also nicht nur für die Chemiefabriken, sondern auch für Pipelines effiziente und sichere Armaturen benötigt. Entsprechende Investitionen ermöglichen der Chemieindustrie große Chancen bei Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen und der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit – und die Armaturenbranche besitzt für die Umsetzung die geeigneten Technologien. Damit die Chemie bei allen weiter stimmt.

Trends und Highlights aus dem Industriebereich Armaturen sind auf der VALVE WORLD EXPO vom 3. bis 5. Dezember 2024 in Düsseldorf zu erleben. Aktuelle Branchen- und Produktinformationen befinden sich im Internetportal unter www.valveworldexpo.de.