Besondere Dichtheit
Auf der Aida werden die Armaturen unmittelbar am Lagertank in der Coldbox, in den Bunkerleitungen und im Fuel Gas Supply System (FGSS) eingesetzt. Dazu gehören Fire Safe Absperrventile als manuell und angetriebene Varianten, Regelventile, Rückschlagventile, absperrbare Rückschlagventile und Sicherheitsventile.
Für die Ventile sind es keine alltäglichen oder einfachen Einsätze, weil das komplette Gasversorgungssystem leckagefrei arbeiten muss. „Denn würde Gas austreten, wäre dies eine Gefahr für Besatzung und Passagiere. Deshalb sind die Anforderungen an die Dichtheit der Armaturen besonders hoch“, erläutert Mario Esche. Die Dichtheit nach außen wird im Herose-Werk durch eine hundertprozentige Prüfung sichergestellt. „Zusätzlich gibt es nach DIN EN ISO 10497 die Vorschrift, dass Armaturen für den LNG-Einsatz auch im Brandfall für einen Zeitraum von mindestens 30 Minuten bei bis zu 1000°C funktionstüchtig bleiben.“
Generell müssen die Ventile den Anforderungen der Klassifikationsgesellschaften entsprechen. Hierzu gehören Material- und Festigkeitsanalysen während der Gussherstellung, produktbegleitende Prüfungen unter tiefkalten Bedingungen sowie Funktions- und Dichtheitstest während der Montage. „Zusätzlich sind die Materialien so ausgewählt, dass diese korrosionsbeständig gegenüber salzhaltiger aggressiver Meeresluft sowie feuerbeständig nach DIN EN ISO 10497 sind“, betont Mario Esche.
Stapellauf mit Symbolkraft
Die AIDAnova nimmt nun Fahrt auf. 2021 soll bereits ein baugleicher Typ vom Stapel laufen. Entwicklungen, die auch Symbolkraft besitzen dürften. „Wenn andere Reedereien sehen, dass sich AIDA mit LNG in Häfen versorgen lässt und damit 14 Tage oder noch länger auf See auskommt, werden sie ihre Zurückhaltung vielleicht überwinden“, vermutet Bernhard Meyer, einer der Geschäftsführer der Meyer Werft.
LNG auf Erfolgskurs – eine Entwicklung, die Herose schon längst nicht mehr überrascht. Das Unternehmen hat bereits für mehr als 70 Schiffe und über 50 Landanlagen Armaturenlösungen geliefert. Zum Beispiel für Cruise-, Fähr-, Fracht- und Binnenschiffe sowie Hafenschlepper und Hafenbagger. Bei den Landanlagen wurden erfolgreich Importterminals, Verflüssigungs- und Verdampfungsanlagen und Truck-Beladestationen mit Ventilen ausgestattet.
Auch der ansteigende Güterverkehr über Straße und Wasser rückt in den nächsten Jahren weiter in den Blickpunkt. Durch die Nutzung von fossilen Brennstoffen ist mit einer Steigerung des CO2-Ausstoßes zu rechnen – zu Lasten von Klima und Umwelt. „Die Einführung von LNG als alternativem Kraftstoff für den schweren Güterverkehr würde bedeuten, dass es keine Feinstaub- und Schwefeldioxid-Emissionen mehr gibt, dass 80 bis 90 Prozent weniger Stickstoffdioxid in die Luft kommt und dass der CO2-Ausstoß um 10 bis 20 Prozent reduziert wird“, heißt es im Förderprogramm der EU, INTERREG Deutschland Nederland.
Alternativer Kraftstoff
Programme, wie das von INTERREG, sollen der Entwicklung auf die Sprünge helfen. Das Projekt „LNG Pilots“ wurde initiiert, um die Einführung von LNG als alternativem Kraftstoff im Gütertransport grenzüberschreitend voranzutreiben und zu beschleunigen. Im Projekt sollen unter anderem Analysen für eine trimodale Infrastruktur – schwere Nutzfahrzeuge / Lkw, Binnenschiffe, industrielle Anwendungen – in Häfen erfolgen sowie die Möglichkeiten der Biogasnutzung untersucht werden. „Darüber hinaus sollen Logistikkonzepte für die benachbarten Länder Niedersachsen und die Niederlande entwickelt und technische Innovationen im Bereich Tanktechnik weiterentwickelt werden. Schließlich werden die Möglichkeiten für LNG-Tankstellen und Speicherkapazitäten durch Innovationen optimiert“, heißt es in der Projektbeschreibung. Es bewegt sich also auch etwas auf der öffentlichen LNG-Förderseite: Die geplanten Kosten für das INTERREG -Projekt, das im Juni 2019 nach dreieinhalb Jahren endet, betragen rund 6,75 Millionen Euro.
Da passt es ins Bild, dass nun eine erste LNG-Tankstelle von Shell in Deutschland eröffnet wurde. „Das ist ein Signal für den Wandel im Straßengüterverkehr“, jubelt Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energie-Agentur (dena). In Deutschland hatte es zuvor erst zwei LNG-Tankstellen gegeben. Um LNG als Kraftstoff zu etablieren, arbeitet die dena seit drei Jahren in der Taskforce mit verschiedenen Stakeholdern. Eine Entwicklung, die natürlich auch einige Ventilhersteller aufmerksam verfolgen.Die LNG-Nutzung scheint unbegrenzt. So launcht Scania in diesem Jahr einen LNG-betriebenen Reisebus. Das Modell soll eine Reichweite von bis zu 1.000 Kilometern besitzen.
USA exportiert massiv LNG
Keine Frage, weltweit sprießen zunehmend LNG-Projekte aus dem Boden. Vor allem die USA setzen auf einen massiven Export von LNG, was sich bereits in den vergangenen zwei Jahren zeigte. Mit dem Bau von fünf neuen Terminals im nächsten Jahr wird die amerikanische LNG-Kapazität nochmals deutlich zulegen. Experten vermuten, dass die USA in den kommenden Jahren ihre Exportkapazität auf rund 110 Milliarden Kubikmeter erhöhen könnten. Ein wichtiger Markt soll unter anderem Europa sein.
Auch Russland entdeckt LNG zunehmend als erfolgversprechenden Energieträger, selbst wenn das Land heute noch nicht zu den größten Anbietern von Flüssigerdgas zählt. Ein Lieferant ist der Energiekonzern Nowatek, dessen Fokus allerdings weniger auf dem europäischen Markt, sondern vielmehr auf dem asiatischen liegt. Mit der Produktion begonnen hat zum Beispiel „Jamal LNG“. Das Projekt produziert allerdings eher eine bescheidene Menge von 5,5 Millionen Tonnen jährlich für den Energiemarkt. Damit ist es aber das erste LNG-Terminal nördlich des Polarkreises. Womit LNG wieder einmal Neuland betritt.
Weitere Projekte werden in Russland folgen, etwa das Projekt „Arctic LNG 2“, das 2023 an den Start geht und bei komplettem Betrieb 18 Millionen Tonnen LNG für den Markt bereitstellt.
Aufbau der LNG-Infrastruktur
Die LNG-Branche ist gerade in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Komponentenanbieter wie Armaturenhersteller und Anlagenanbieter freuen sich über immer vollere Auftragsbücher. So bietet die Linde Group Technologien und Komplettlösungen sowohl für den LNG-Transport als auch für den Aufbau einer LNG-Infrastruktur. Die Produkte reichen „von der Reinigung des Erdgases über Speichertanks und Verdampfungsanlagen für Hafenanlagen und Schiffe bis hin zur regionalen Verteilung und Kundenanwendungen“, erläutert das Unternehmen.
Das Potenzial von LNG lässt sich auch hieraus ablesen: Erdgas gilt mit einem Anteil von rund 30 Prozent am Weltenergiemarkt als einer der wichtigsten Energieträger der Welt und bewirkt potenziell die geringste Luftverschmutzung. Selbst wenn das Gas insbesondere über Leitungen und Pipelines zum Nutzer transportiert wird, nimmt LNG eine zunehmend größere Rolle ein. Eine Entwicklung, der nun zukünftig verstärkt auch Deutschland Rechnung tragen könnte. Zum Beispiel durch ein LNG-Terminal in Brunsbüttel: 2019 soll die finale Investitionsentscheidung fallen, die Inbetriebnahme könnte bereits 2022 erfolgen.
Neue LNG-Schiffe
LNG wird also weiter auf Erfolgskurs bleiben. Konkret auch zur Freude von Armaturenherstellern wie Herose. „Aktuell erhalten wir regelmäßig Bestellungen für neue Schiffe mit LNG-Antrieb“, freut sich Mario Esche, Marketingleiter bei Herose. Darunter würden auch viele Kreuzfahrtschiffe und Fähren fallen. LNG gibt kräftig Gas – mit Sicherheit.
Vom 1. bis 3. Dezember 2020 zeigt die Düsseldorfer VALVE WORLD EXPO als Nr. Fachmesse der Branche die gesamte Palette der Industriearmaturen und Ventile. Begleitet von einer internationalen Konferenz und verschiedenen Fachforen, trifft sich dann die internationale Armaturenindustrie auf dem Düsseldorfer Messegelände.