Eine Situation, die Herstellern und Händlern von Hochdruckventilen aber keine großen Kopfschmerzen bereiten wird. Zu zahlreich sind deren Verwendungsmöglichkeiten. So konzipiert AS-Schneider Hochdruckventile für die Verwendung in der Mess- und Regeltechnik in verschiedenen Branchen: unter anderem für Chemie- und Petrochemieanlagen oder die Erdöl- und Erdgasindustrie. „Hier herrschen oft Drücke von mehreren tausend psi bzw. mehreren hundert bar, die Prozessmedien können aggressiv und für Mensch und Umwelt schädlich sein“, erklärt das Unternehmen. Die meisten Ventile stießen unter diesen Bedingungen schnell an ihre Grenzen.
Variables Baukastenprinzip
Und so ist das Hochdruckventil konzipiert: Die Spindelabdichtung (Packung) besteht aus dem Kunststoff PTFE. „Darüber hinaus verfügen die Hochdruckventile über einen metallischen Rücksitz, der eine zusätzliche Abdichtung nach außen darstellt und so die Packung entlastet“, so AS-Schneider. Mit dem Ergebnis, dass der Verschleiß geringer und das Ventil ausblassicher sei.
Durch ein Baukastenprinzip lassen die Hochdruckarmaturen viele Kombinationsmöglichkeiten hinsichtlich Funktion, Werkstoffauswahl, Anschlussart und Anwendungsbereich zu, erläutert die Göpfert AG. Beispiele hierfür seien neben den Absperrventilen Regelventile, Rückschlagventile, Schmutzfänger, Ventile für den Schalttafeleinbau, Ventile mit Schneidringverschraubung oder mit Einschweißenden und Ventile mit außenliegendem Spindelgewinde. „Neben der traditionellen Handradbetätigung sind unsere Hochdruckarmaturen auch für eine Antriebsmontage und einen Einsatz als automatisierte Armatur verwendbar“, berichtet das Unternehmen.
Dass die Dichtheit wichtig ist, betont auch Bürkert. Das vorgesteuerte Ventil mit Servokolben und 2-Wege-Vorsteuerung besitzt eine zusätzliche radiale Abdichtung und „ermöglicht sehr gute Dichtheit“, so das Unternehmen. Die Hochdruckausführung deckt einen Druck bis 250 bar ab.
Fossile und nukleare Energieerzeugung
Schroeder Valves ist als Hochdruckventilhersteller in den Bereichen fossile und nukleare Energieerzeugung und Descaling (Stahlerzeugung) aktiv. Bei dem Unternehmen beginnt der HD-Bereich etwa ab den Druckstufen PN250 bzw. Class 1500 lbs. Das entspricht in den klassischen (Mindestventil-) Anwendungen Betriebsdrücken ab ca. 140 bar und geht aufwärts bis ca. 400 bar. Es gibt jedoch auch Anwendungsbereiche für Hochdruckventile mit mehreren 1000 bar Betriebsdruck. Typische Werkstoffe im Anwendungsbereich von Schroeder Valves sind gehärtete martensitische Stähle.
„Für Mindestmengenventile ist die klassische Anwendung der Kesselspeisewasserbereich fossiler und nuklearer Kraftwerke, wo das Wasser aufgrund des besseren Wirkungsgrades zunächst auf hohen Druck gebracht wird, bevor es durch Wärmezufuhr verdampft und über eine Turbine entspannt wird“, erläutert Inhaber Axel Mücher. Weitere Anwendungsgebiete seien die Entzunderung von Walzerzeugnissen in Stahlwerken – hier werde die unerwünschte Zunderschicht auf den Brammen mit einem Hochdruckwasserstrahl quasi abgesprengt – und die Water Injection, wobei Wasser unter hohem Druck in ein Öl- oder Gasvorkommen eingepresst werde, um den Innendruck der Quelle und damit den Förderstrom zu erhöhen.
Gewichtsersparnis als Ziel
Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen: Hohe Drücke erzeugen sehr hohe Kräfte auf die druckbegrenzenden Wandungen einer Armatur, was per se eine sehr massive Bauweise erfordert. „Materialeinsatz und Gewichtsersparnis spielen deshalb schon aus rein kostentechnischen Erwägungen eine Rolle“, so Mücher. Bei der geometrischen Gestaltung versuche man deshalb, das druckbeaufschlagte Volumen möglichst effizient und materialsparend zu umschließen.
Zu beachten ist auch, dass Ventile in Rohrleitungen integriert werden müssen, wo ihr Gewicht teilweise hohe Betriebskräfte erzeugt, die durch entsprechende Tragstrukturen abgefangen werden müssen. Mücher: „Auch hier ist eine möglichst materialeffiziente Gestaltung im Interesse des Anwenders.“
Die Anwender achten also genauestens auf Qualität, Kosten und Kriterien wie Gewichtsersparnis. Hersteller von Hochdruckarmaturen, die selbst nicht unter Druck geraten wollen, müssen sich hierauf einstellen. Dann kann ihr Geschäft auf Hochtouren laufen. Hersteller, Anwender und Händler solcher Ventile treffen sich vom 1. bis 3. 12. 2020 auf der VALVE WORLD EXPO in Düsseldorf, der Weltleitmesse für Industriearmaturen und Ventile.